sid

April 2024

ARAG

Der Sommer liegt in den letzten Zügen und läuft gerade noch einmal zu Hochform auf, die Hitze zieht viele Menschen an und ins Wasser. Doch beim Baden und Schwimmen ist größte Vorsicht geboten.

Im Jahr 2014 wurden bis Anfang September in Deutschland 306 Ertrunkene verzeichnet, 55 weniger als im Jahr davor. Nach rückläufigen Jahren war die Zahl der Ertrunkenen im Gesamtjahr 2013 auf 446 in die Höhe gestiegen. 2012 gab es 383 Ertrunkene.

Leichtsinn, Übermut, Selbstüberschätzung und Unkenntnis der Gefahren sind laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die Hauptursachen für Badeunfälle.

Eine Risikogruppe sind Menschen ab 50 Jahren, die ihre Fähigkeiten mitunter überschätzen. Sie machten in der Vergangenheit die Hälfte der Badetoten aus.

Heute können etwa 80 Prozent der Menschen schwimmen, das sind rund zehn Prozent weniger als Ende der 80er Jahre. Mancherorts fehlt es einfach an Übungsmöglichkeiten. Viele Kommunen müssen ihre Bäder aus Kostengründen schließen. Zudem fehlt es an qualifiziertem Schwimmunterricht in den Schulen. 2014 erreichte bundesweit gerade einmal die Hälfte der Schüler am Ende der vierten Klasse das Freischwimmer- oder Bronzeabzeichen.

Circa 80 Prozent aller Badeunfälle ereignen sich an unbewachten Binnengewässern. Gerade an diesen Stellen kommt es besonders häufig zu Unfällen.

Dort wo das Schwimmen verboten ist, stehen Warnschilder, die unbedingt beachtet werden sollten. Sich nicht daran zu halten, ist ausgesprochen leichtsinnig und gefährlich.

An den meisten bewachten Badestränden warnen rote Fahnen, wenn das Baden zu gefährlich und deswegen nicht erlaubt ist. Wer sich trotz eines Badeverbots ins Wasser wagt, handelt verantwortungslos.

Am Badesee oder am Meer kann es passieren, dass der Brandungssog so stark ist, dass die Füße weggezogen werden.

So simpel, wie richtig ist es noch immer, sich auch an die bekannten Baderegeln zu halten. Also keine langen Strecken alleine schwimmen, nicht in unbekannte Gewässer springen. Und nicht mit vollem Magen oder nach langen Sonnenbädern in glühender Hitze ins Wasser gehen. Leicht kann dann der Kreislauf verrückt spielen.

Badeunfälle bei Kindern

Bei Vorschulkindern gehört der Statistik nach Ertrinken zu den häufigsten Todesarten. Kinder bis zu zwei Jahren verunglücken am häufigsten in der Badewanne. Ein- bis Drei-Jährige ertrinken meist in Gartenteichen, die Zwei- bis Sechsjährigen in offenen Gewässern. Die über sechsjährigen Kinder ertrinken am häufigsten in Schwimmbädern.

Viele Menschen wissen nicht, dass ein Kleinkind unter drei Jahren schon bei einer Wassertiefe von wenigen Zentimetern ertrinken kann. Aufgrund ihres überproportional großen Kopfes verlieren Kinder leicht den Halt. Fallen sie mit dem Kopf ins Wasser, löst dies eine Art Schockreaktion aus, die Stimmritze im Rachenraum schließt sich und macht die Atmung unmöglich. Dieser schockartige Reflex, der die Atmung blockiert, wird auch „trockenes Ertrinken“ genannt. Oft erstickt das Kind dabei, ohne dass Wasser in die Lungen gelangt.

Kleinkinder dürfen beim Baden keine Sekunde aus den Augen gelassen werden. Der Tod durch Ertrinken vollzieht sich leise und unbemerkt.

Das Winken, Spritzen und Schreien, auf das wir durch die dramatische Konditionierung vorbereitet sind, zeigt sich in Wirklichkeit äußerst selten. Deshalb wirkt auf die meisten Menschen Ertrinken nicht wie Ertrinken und wird deshalb oft nicht bemerkt.

Ein Rettungsschwimmer berichtet von einem Badeunfall, bei dem ein Mädchen in letzter Minute gerettet werden konnte. Der Vater war mit im Wasser und hatte sich nur kurz umgedreht.

Eine weitere Verletzungsgefahr bieten nasse Fliesen. Kinder können beim Toben in Schwimmbädern auf diesen ausrutschen und mit dem Kopf aufschlagen.

Schwimmflügel verleihen eine trügerische Sicherheit. Kinder können auch mit diesen Schwimmhilfen ertrinken, weil ihr schwerer Kopf sie nach unten zieht. Sicherheit vermitteln nur Rettungswesten und eben die Achtsamkeit der Erwachsenen. Ist man mit mehreren Erwachsenen vor Ort, sollte man sich unbedingt absprechen, wer „zuständig“ ist.

Hotelpools

Auch ein Swimmingpool kann zur tödlichen Gefahr werden – selbst  Kinder, die schon sicher schwimmen können, sind in ihnen einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Für erschreckende Schlagzeilen sorgten in den letzten Jahren immer wieder unsichere Hotelpools. Mehrfach ertranken Kinder selbst im flacheren Nichtschwimmerbereich.

Das größte Problem bei den Pools ist die Ansauganlage. Dort drohen gleich zwei Gefahren für Kinder: Zum einen kann der Sog so groß sein, dass sie davon unter Wasser gehalten werden. Zum anderen können beim Vorbeitauchen lange Haare oder lockere Teile der Badebekleidung angesaugt werden und sich im Gitter verfangen.

Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten sich – bevor sie ihre Kinder in den Hotelpool lassen – davon überzeugen, wie sicher der Pool ist. Ist er gepflegt oder schmutzig, gibt es Rost oder scharfe Kanten? Fehlt das Gitter der Ansauganlage, sollten sie ihren Nachwuchs gar nicht mehr ins Wasser lassen. Eltern sollten sich außerdem darüber informieren, wo sie zum Beispiel Rettungsringe oder Erste-Hilfe-Material finden, falls es zu einem Unfall kommt.

Wie in allen Bereichen, gibt es auch hier keine hundertprozentige Sicherheit. Das Wichtigste ist, die Kinder beim Baden nicht aus den Augen zu lassen.

Was tun bei einem Badeunfall?

Sollten Sie Zeuge eines Badeunfalls werden, ziehen Sie den Verunfallten sofort aus dem Wasser. Zögern Sie keine Sekunde. Die Körpertemperatur muss aufrechterhalten werden, etwa mit Hilfe einer Decke. Unterkühlung kann schon bei einer Wassertemperatur unter 28° Grad rasch eintreten.

Auch wenn ein verunfalltes Kind ansprechbar ist und „nur ein bisschen Wasser geschluckt hat“, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und diesen genau informieren, damit er vor allem die Lungen des Kindes genau untersuchen kann.

Bringen Sie einen Bewusstlosen sofort in die stabile Seitenlage. Kontrollieren Sie, ob die Atemwege frei sind und beatmen Sie von Mund-zu-Mund, bzw. bei Babys von Mund-zu-Nase. Bis der Notarzt eintrifft, führen Sie weiter die Beatmung und eine Herzdruckmassage durch.

Kinderunfälle sind oft vermeidbar. Optimal ist es, wenn Eltern ihr Erstes-Hilfe-Wissen immer wieder auffrischen. Das kann nicht nur das  Leben der eigenen Kinder retten!

Denken Sie an geeigneten Reiseversicherungsschutz.

Als Sportverein und/oder Organisator von Ferienfreizeiten klären Sie unbedingt den Versicherungsschutz mit dem Versicherungsbüro Ihres Landessportbunds/-verbands. Die Kontaktdaten finden Sie auf www.arag-sport.de.