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April 2024

Landessportbünde

Gewaltprävention und Sport sind ein formidables Team: Das zeigte die Sportjugend des Landessportbundes bei ihrer 90. Schülerassistenten-Ausbildung in Konz bei Trier, bei der am 21. Oktober auch Respekttrainer George Ford aus der Mainzer Neustadt und Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller mitwirkten. 32 Mädchen und Jungen der gastgebenden „Realschule plus“ sowie von Grundschulen, Förderschulen und Gymnasien aus der Region wollten beim von der Deutschen Bahn gesponserten Projekt dabei sein.

Insgesamt hat die LSB-Sportjugend seit 1997 mit Unterstützung des Bildungsministeriums und der Unfallkasse 3.300 Schülerassistenten an 500 Schulen ausgebildet. Sie sollen für sportliche Abwechslung auf dem Schulhof sorgen. Mit ihren Bewegungsangeboten an ihre „Peers“ aus der Sportjugend-Spielekiste tragen sie dazu bei, Gewalt und Unfälle auf dem Schulhof signifikant zu reduzieren. Dem Schulklima tut das richtig gut.

George Ford, Experte für Konfliktbewältigung, vermittelte den Heranwachsenden das Wissen äußerst praxisnah. Der fast zwei Meter große Coach mit dem roten XXL-Hemd scheute sich dabei nicht, mit den Protagonisten in den grünen T-Shirts am Boden wild zu raufen. Ford weiß, dass Raufereien in der Schule immer wieder passieren. Wie sie sich bei solchen und anderen Auseinandersetzungen verhalten sollen, erfuhren die angehenden Schüler-Assistenten beimDeeskalationstraining. „Die Schüler haben gelernt, selbstbewusster, klarer und offener in Konfliktsituationen zu sein“, sagte Ford im Gespräch mit dem SWR, der den Tag für das Fernsehen sogar begleitete.

Optimal wäre es, wenn es erst gar nicht zu Zwistigkeiten kommt. Sportive Angebote in der so genannten „bewegten Pause“ sollen für den nötigen Ausgleich sorgen. Zum Beispiel Hockey. Mit prominenter Unterstützung von Olympiasiegerin Natascha Keller, die mit der Hockey-Nationalmannschaft 2004 in Athen Gold geholt hatte, lernten die angehenden Schülerassistenten wertvolle Tricks beim Umgang mit Hockey-Ball und -Schläger. „Es ist eine tolle Geschichte, wenn man Kindern und Jugendlichen zeigt, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, in Bewegung zu kommen“, schwärmte die inzwischen 40 Jahre alte Keller, die als sportliches Multitalent gilt und etwa auch im Tennis sehr begabt war.

„Die Kinder bauen jetzt weniger Mist“

Sport kontra Gewalt. Von diesem Konzept profitieren Lehrer wie Schüler gleichermaßen. „Wenn sich die Schüler in unserer Mittagspause ganz viel bewegen, kommt es weniger zu Streit“, konstatiert Lehrerin Martina Otto, die das Projekt vor drei Jahren an der Konzer Realschule plus installiert hat. „Der Kopf wird durchgepustet. Durch die ausgiebige Bewegung haben wir auch viel weniger Unfälle und Gewalt auf dem Schulhof. Und die Kinder sind viel entspannter im Nachmittagsunterricht, wenn sie sich zuvor ordentlich bewegt und ausgepowert haben.“ Acht Schülerassistenten verrichten bisher schon ihren Dienst an Martina Ottos Schule. Künftig werden es nun 15 sein. „Sie lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen, sich selbst zu organisieren und im Team zu arbeiten“, freut sich die Pädagogin. „So werden ihre Persönlichkeiten gefördert.“

„Es macht Spaß, mit anderen Kindern zu arbeiten und ihnen beizubringen, dass Gewalt nicht immer eine Lösung ist“, findet Konstantin Nelles (13) aus der 8a der Realschule Konz, der schon seit einem Jahr als Schülerassistent fungiert. „Gewalt gibt es an unsere Schule zwar immer noch – aber sie ist weniger geworden.“ Das sieht auch Celina Lambert aus der 9c so. „Wir leihen auf dem Schulhof Spielgeräte aus“, sagt das Mädchen, das seit zwei Jahre dabei ist. „Dadurch sind die Kinder beschäftigt, langweilen sich nicht mehr so viel und bauen sie weniger Mist.“ Die 14-Jährige: „Früher waren die Mittagspausen ganz schlimm, die Kinder haben sich gegenseitig aufgehetzt. Jetzt ist alles viel ruhiger und entspannter – die Schüler werden immer mehr zu Teamplayern.“

Dass Gewaltprävention und Sport ein kongeniales Duo sind, kann Dr. Ohle Wrogemann bestätigen. „Ein Großteil der Schüler, die wir zu Schülerassistenten ausbilden, ist noch nicht Mitglied in einem Verein“, betont der promovierte Sportwissenschaftler, der bei der LSB-Sportjugend als Referent für soziale Initiativen, Jugendpolitik, Aus- und Fortbildung sowie Ferien am Ort arbeitet und die Ausbildung der Schülerassistenten federführend organsiert. „Von uns werden sie für das ehrenamtliche Engagement mit Bewegung und Sport sensibilisiert. So werden die Grundlagen für ein ehrenamtliches Engagement im Sportverein gelegt, von dem später auch die Vereine profitieren.“ Konstantin, Celina und Co. sind laut Wrogemann Vorbilder für andere Schüler – „quasi wie ein Übungsleiter im Sportverein“.

Quelle: www.sportbund-rheinland.de