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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Timo Boll steht zum vierten Mal in seiner Karriere auf Platz eins der Tischtennis-Weltrangliste. Er ist der älteste Spieler, dem dies gelingt.

Mit seinen knapp 37 Jahren hat Timo Boll schon viel erlebt, doch diese Nachricht wollte selbst der Tischtennis-Altmeister nicht glauben. „Als Dimitrij Ovtcharov vor wenigen Tagen zu mir kam und meinte, ich sei im März wieder die Nummer 1 der Weltrangliste, glaubte ich zunächst an einen Scherz“, sagte Deutschlands Vorzeigespieler. Ein Scherz war dies aber beileibe nicht. Zum vierten Mal bestieg Boll den Tischtennisthron – eineinhalb Jahrzehnte nach seiner Premiere.

Stolze 36 Jahre und 356 Tage hatte der Rekordeuropameister auf dem Buckel, als der Weltverband ITTF am Dienstag sein neues Ranking veröffentlichte. Noch nie zuvor hat ein Spieler in diesem Alter den Sprung an die Spitze geschafft. Bislang hielt die schwedische Legende Jan-Ove Waldner diese Bestmarke – doch der zählte im Oktober 1997 fünf Lenze weniger als nun der ewig junge Düsseldorfer.

Die Huldigungen ließen daher nicht lange auf sich warten. „Timo Boll hat schon längst den Status einer Legende und gehört nun immer noch zu den absolut besten Spielern der Welt“ , sagte Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB). Auch Bundestrainer Jörg Roßkopf war voll des Lobes über seinen Schützling: „Er hat nicht nur ein herausragendes Jahr 2017 gespielt, sondern im neuen Jahr auch gleich wieder auf sehr hohem Niveau begonnen.

Den Ausschlag für Bolls Rückkehr an den Platz an der Sonne hatte sein sechster Triumph beim Europe Top 16 in Montreux Anfang Februar gegeben. Im Finale hatte er seinen Nationalmannschafts-Kollegen Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg) bezwungen – und eben diesen verdrängte er nun auch von Position eins. Es war die erste deutsche Wachablösung an der Spitze des Rankings überhaupt, erst im Dezember hatte Ovtcharov die 81-monatige chinesischer Alleinherrschaft beendet.

Ich freue mich sehr für Timo, und persönlich ist es in diesem Fall natürlich viel schöner, dass mich ein guter Freund und nicht ein Chinese ablöst“ , sagte Ovtcharov, der im neuen Ranking auf Platz drei hinter Fan Zhendong (China) geführt wird.

Erstmals war Boll im Januar 2003 die Nummer eins geworden und hatte die Spitzenposition im Sommer des gleichen Jahres nochmals für zwei Monate eingenommen. Im März 2011 hatte er sich erneut an die Spitze des Rankings gesetzt. Nach Jahren, in denen Boll auch immer wieder gesundheitliche Probleme plagten und sogar erstmals aus den Top 10 gefallen war, kämpfte er sich nun zurück nach oben.

Dabei profitierte Boll aber auch vom neuen Weltranglisten-System, das Vielspieler seit Januar begünstigt. „Ich glaube weiterhin, dass Ma Long, Fan Zhendong oder Dimitrij Ovtcharov die Besten sind, auch wenn der Computer etwas anderes sagt“ , führte er bescheiden aus.

Dem Selbstvertrauen tut dies freilich keinen Abbruch. Ab 29. April steht im schwedischen Halmstad die Mannschafts-WM (bis 6. Mai) auf dem Programm – mit den beiden Gipfelstürmern Boll und Ovtcharov sind dort die Aussichten auf den ersten deutschen Titel glänzender denn je.