Solna (SID) Der DFB hofft (mal wieder) auf einen Schub für die Bundesliga, die UEFA erwartet von der „besten EM aller Zeiten“ sogar eine Signalwirkung für ganz Europa – die Realität im Frauenfußball sieht aber nicht ganz so rosig aus. Die Zuschauerzahlen in der deutschen Eliteklasse sind zuletzt gesunken, die Strukturen bei den Klubs sind oftmals alles andere als professionell, und beim Blick auf die Landkarte erscheint fast ganz Osteuropa als weißer Fleck.
„Wir können die Dinge noch besser machen“, gab UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino bei seinem Lob für die Endrunde in Schweden, bei der mit mehr als 200.000 Zuschauern ein Besucher-Rekord aufgestellt wurde, offen zu. Um diesem Anspruch künftig gerecht zu werden, versammelte die Europäische Fußball-Union (UEFA) vor dem EM-Finale erstmals die Generalsekretäre aller Mitgliedsländer zu einer gemeinsamen Frauenfußball-Konferenz.
Das Wichtigste stand aber schon vor dem Treffen fest: Das 2012 gestartete Subventionsprogramm wird noch drei Jahre lang fortgesetzt. Im Jahr 2016 wird die UEFA 24 Millionen Euro (100.000 Euro pro Jahr und Mitgliedsland) in ihren Frauenbereich investiert haben. Was mit dem Geld erreicht werden soll, machte die Vorsitzende der UEFA-Frauenkomission klar. „Es sollen noch mehr Mädchen zum Fußball kommen können – das ist noch längst nicht überall möglich“, sagte Karen Espelund: „Aber das ist unser langfristiges Ziel.“
Ein stärkerer Zulauf zu den Klubs ist aber nur die halbe Miete, auch in den Vereinen selbst muss gute Arbeit geleistet werden. Was das angeht, liegt sogar in der deutschen Eliteklasse noch sehr viel im Argen. Die Insolvenz des SC Bad Neuenahr und die Fast-Pleite des FCR Duisburg in der vergangenen Spielzeit sind die besten Beispiele dafür.
„Das Entscheidende sind professionelle Strukturen, da sind die Vereine gefragt. Die Stadien müssen noch attraktiver werden, damit es für einen Sender auch mal attraktiv ist, das Spitzenspiel des Spieltags zu übertragen“, sagte Manager Siegfried Dietrich vom siebenmaligen deutschen Meister 1. FFC Frankfurt dem Sport-Information-Dienst (SID).
Mit Blick auf Live-Übertragungen im TV befindet sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Verhandlungen mit verschiedenen Sendern. Der DFB weiß, dass mit der TV-Präsenz die Weiterentwicklung der Liga steht und fällt. Derzeit befinden sich die Klubs, die in der abgelaufenen Saison nicht einmal mehr 1000 Zuschauer im Schnitt pro Spiel begrüßen konnten, noch in einem Teufelskreis. „Das Fernsehen schreckt vor den niedrigen Zuschauerzahlen und der oft nicht fernsehtauglichen Infrastruktur bei manchen Klubs zurück, die Sponsoren fordern eine größere TV-Präsenz“, sagte DFB-Direktorin Steffi Jones.
Doch nicht nur in die Stadien muss investiert werden. „Außerdem müssen die wichtigen Stellen in den Vereinen von Hauptberuflichen besetzt sein“, forderte Dietrich. Was das angeht, ist der DFB mit ihm auf einer Wellenlänge. Der Verband subventioniert jeden Bundesligisten mit 180.000 Euro pro Saison. Dieses Geld ist zweckgebunden, es muss direkt an hauptamtliche Trainer und Manager gehen.
„Was die Förderung des Frauenfußballs angeht, ist der DFB nach wie vor der beste Verband in Europa“, sagte Dietrich, dessen Prognose trotz aller ungelöster Probleme positiv aussieht: „Unter den Frauensportarten hat der Fußball weltweit die beste Perspektive, man muss nur anpacken.“