München (SID) München hat bei einer möglichen Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 einen Kontrahenten weniger. Die katalanische Metropole Barcelona, Austragungsort der Sommerspiele 1992, wird nach Aussage von Bürgermeister Xavier Trias auf eine Kandidatur verzichten.
Trias sagte dem Sender Catalunya Radio Mitte Oktober, bei einem Besuch beim neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach sei ihm geraten worden, auf eine Bewerbung für 2022 zu verzichten und erst für 2026 in Erwägung zu ziehen. Zudem erklärte Trias, man könne sich in Zeiten, in denen staatliche Gelder gekürzt würden, „nicht für Olympia bewerben“.
Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude sieht in dem Verzicht von Barcelona eine weitere Verbesserung der Chancen der bayerischen Landeshauptstadt. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer „günstigen Bewerber-Konstellation“. Auch Barcelona wäre der erste Gastgeber für Sommer- und Winterspiele gewesen.
Ude erneuerte seine Hoffnung, dass „wir bei den anstehenden Bürgerentscheiden ein positives Votum erhalten“. Am 10. November wird in München, Garmisch-Partenkirchen, im Landkreis Traunstein sowie in Berchtesgaden über eine Olympiabewerbung abgestimmt. Nur bei einem „4:0“ soll sie weiter verfolgt werden.
In München machte sich am 17. Oktober in Gegenwart des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann, der zukünftig auch für den Sport zuständig sein wird, der Bayerische Landessport-Verband (BLSV) für die Spiele stark. „Wir haben eine perfekte Bewerbung, sie sollte alle anderen überragen“, sagte Präsident Günther Lommer.
Lommer hob in einem leidenschaftlichen Plädoyer die Bedeutung sportlicher Großveranstaltungen hervor. Sie hätten eine positive Auswirkung auf Gesellschaft und Sport. Eine Ablehnung durch die Bürger wäre „jammerschade“, betonte der BLSV-Präsident. Das für 2022 optimierte Münchner Konzept sei „eigentlich unschlagbar“.
Um die positive Wirkung des Sports zu unterstreichen, zitierte Lommer auch aus einer noch unveröffentlichten Studie des DOSB. Der Sport in Deutschland generiert demnach Steuereinnahmen in Höhe von 27,17 Milliarden Euro, zugleich koste er den Staat aber nur 9,89 Milliarden Euro und garantiere 1,756 Millionen Arbeitsplätze.
Überraschend hat am 5. November auch noch Peking, fünf Jahre nach den Sommerspielen 2008, eine Bewerbung um die Winterspiele 2022 angekündigt. Laut staatlicher chinesischer Medien will die Hauptstadt zusammen mit dem 160 Kilometer entfernten Zhangjiakou in der Provinz Hebei die Spiele ausrichten. Dort gibt es in fast fünf Stunden Fahrzeit von Peking (Bahn) ein großes Skigebiet, wenn auch selten viel Schnee. Laut der Agentur Neues China wird das Nationale Olympische Komitee (NOK) die Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee einreichen. Dies müsste formal bis zum 14. November erfolgen.
Große Chancen werden Peking nicht eingeräumt, zumal in Pyeongchang 2018 bereits eine asiatische Stadt Gastgeber von Winterspielen ist. Als starker Mitbewerber Münchens gilt die norwegische Hauptstadt Oslo, deren Bewohner sich Anfang September für eine Kandidatur ausgesprochen hatten. Weitere mögliche Konkurrenten sind Almaty (Kasachstan), das polnische Krakau, Lemberg in der Ukraine und Östersund/Schweden. Vergeben werden die Spiele bei der 127. IOC-Session am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur/Malaysia.