Köln (SID) Elischa Weber sprang das erste Mal mit sieben Jahren aus einem Flugzeug. Noch in der Luft, während sich der Fallschirm öffnete, wusste der Knirps, dass er seine Bestimmung gefunden hatte. 17 Jahre später ist der Saarländer einer der besten Fallschirmspringer der Welt, und noch immer verspürt er das Kribbeln, denn „man kann den ganzen Alltag vergessen, wenn man da oben alleine in der Luft ist“. Ende November starteten die 4. International Parachuting Championships, und Weber wird sich wie im vergangenen Jahr durch den Luftraum des Emirats Dubai stürzen.
„Ich habe dort meinen besten Wettkampf überhaupt abgeliefert. Da geht man natürlich mit viel Hoffnung ran. Mein Ziel ist es, auf dem Podest zu landen. Und wenn alles optimal läuft, auch ganz oben“, sagte der Sportsoldat dem SID. Vor einem Monat war er mit fünf Medaillen und dem WM-Titel in der Kombination von der Militär-WM im chinesischen Qionglai zurückgekehrt. Es waren seine letzten Sprünge vor dem Wettbewerb in der Wüste: „Ich konnte mich auf Dubai nur athletisch vorbereiten, weil wir aufgrund des schlechten Wetters in Deutschland nicht springen konnten.“
Webers Sport ist nicht billig. „Wenn man es leistungsmäßig betreiben will, muss man gefördert werden oder von Haus aus sehr, sehr viel Geld mitbringen. Wenn ich alles selber bezahlen müsste, könnte ich es nicht stemmen“, sagt er. Die Kosten der 400 bis 600 Trainingssprünge pro Jahr summieren sich auf mehr als 10.000 Euro. „Ich bin in der Sportförderung der Bundeswehr, die mir die Trainingssprünge und auch den Großteil der Wettkämpfe finanziert“, sagt Weber, der im bayerischen Altenstadt stationiert ist.
Im heimischen Saarland nimmt ihn sein Vater früh mit auf den Sprungplatz, Webers Bruder springt mit acht Jahren zum ersten Mal. „Ich wollte unbedingt auch, musste aber noch drei Jahre warten, bis ich sieben war“, sagt er. Im vergangenen Jahr wurde Weber bei der WM in Dubai Doppelweltmeister bei den Junioren. Nach Gold im Figurenspringen gewann er Silber im Zielspringen und damit erneut Gold in der Kombinationswertung. „Das hat es noch nie gegeben, dass ein Junior besser springt als der Weltmeister bei den Herren“, sagte Bundestrainer Torsten Kunke damals.
Trotz Lob und Lorbeeren bleibt Weber auf dem Boden. Die Community der Fallschirmspringer ist freundlich und überschaubar, dennoch gibt es einige Konkurrenten, die sich einen zusätzlichen Kick holen. „Ein paar verrückte Typen sind dabei. Die gehen ans Extrem und testen das Limit aus mit Basejumping oder stürzen sich im Wingsuit vom Berg“, sagt Weber. Die meisten Springer werden wie er „über die Militärschiene gefördert“.
Wenn er sich nicht aus 2,2 Kilometern Höhe in Richtung Erde stürzt, pilgert Weber so oft er kann nach Dortmund. „Ich bin Fan vom BVB und fahre regelmäßig ins Stadion. Nach dem Spiel gegen Bayern war ich mega enttäuscht, da hatte ich mir mehr erhofft, aber so ist das manchmal im Sport“, sagt er. In Altenstadt tritt er selbst regelmäßig gegen den Ball: „Fußball ist mein größtes Hobby.“
Am letzten November-Wochenende startete er in den Himmel über Dubai, die Wetterprognose ist gut, Sonne und 26 Grad sind angesagt. Für Weber ist es der Abschluss einer erfolgreichen Saison. Wirklich genießen wird er im Emirat aber nur die Vorbereitungssprünge – im Wettkampf ist er zu fokussiert. Wenn er aber zum Üben aus dem Flugzeug springt, „dann ist es die pure Freiheit“.