Kiew/Berlin (SID) Die sportliche Karriere des Witali Klitschko ist wohl endgültig beendet. Der langjährige Schwergewichts-Boxweltmeister gab am 25. Februar in Kiew seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine am 25. Mai bekannt. Damit steht der weitere Weg des 42-Jährigen endgültig fest: Politik statt Boxring.
„Mein Name wird für den Posten des Präsidenten auf dem Stimmzettel stehen“, sagte der langjährige Box-Weltmeister in Kiew. Die Ukraine brauche neue Spielregeln und mehr Gerechtigkeit. Nach der Entmachtung von Staatschef Wiktor Janukowitsch erwägt auch die freigelassene Ex-Regierungschefin Julija Timoschenko eine Kandidatur für das höchste Amt im Staat.
Klitschkos Weg zur Kandidatur zeichnete sich bereits seit längerem ab. Wochenlang kämpfte der Zwei-Meter-Hüne auf dem Maidan-Platz für den Umsturz und war für die Medien das Gesicht der Revolution. Das Bild seines von einem Feuerlöscher völlig verdreckten Körpers war Sinnbild für seinen unermüdlichen Einsatz. Allerdings zog sich der Chef der Udar-Partei auch Kritik zu, als er zuletzt mit Janukowitsch ein Abkommen aushandelte, wonach der Staatspräsident zunächst noch bis zu den Neuwahlen im Dezember im Amt bleiben solle.
Die Boxhandschuhe dürfte der Wahl-Hamburger aber auf jeden Fall an den Nagel gehängt haben. Seit Dezember war er bei seinem langjährigen Verband WBC ohnehin nur noch „Champion Emeritus“ (Weltmeister im Ruhestand). Die WBC ließ ihm jedoch die Möglichkeit offen, jederzeit in den Ring zurückzukehren. Doch danach sieht es nicht mehr aus. Um seinen vakanten Titel boxen im April der Kanadier Bermane Stiverne und der 32 Jahre alte US-Amerikaner Chris Arreola.
„Es hat doch niemand im Ernst damit gerechnet, das Witali noch einmal in den Ring zurückkehrt. Das war zumindest nie Thema“, sagte sein Manager Bernd Bönte dem SID. Seinen letzten Kampf absolvierte „Dr. Eisenfaust“ Anfang September 2012, als er in Moskau Manuel Charr durch Technischen K.o. besiegte. Sein Rekord steht bei 45 Siegen aus 47 Profikämpfen, 41-mal gewann der Linksausleger durch K.o.
Bönte räumt seinem langjährigen Schützling gute Chancen auf das Amt des Präsidenten ein. „Er hat keinerlei Berührung mit Korruption. Jeder in der Ukraine weiß, wie Witali in den letzten Jahren sein Geld verdient hat“, meinte Bönte. Auch sei er wieder bei Kräften und habe sich vom wochenlangen Kampf auf dem Maidan erholt. „Das ist eben der Vorteil eines Hochleistungssportlers, der nicht trinkt und nicht raucht. Er ist dann schnell wieder fit“, sagte der Manager.
Mit dem Ausstieg aus dem Boxgeschäft und dem Verzicht auf den WM-Gürtel ist einer der vier wichtigen Titel nicht mehr im Besitz der Klitschko-Familie. Dass nun Bruder Wladimir Klitschko schnellstmöglich den verloren Gürtel zurückholt, sei kein Thema. „Wladimir verteidigt seine Titel am 26. April gegen den Australier Alex Leapai. Das wird schwer genug. Darauf liegt unsere ganze Konzentration“, sagte Bönte. Spätestens an diesem Tag kehrt aber auch Witali ins Seilgeviert zurück. „Natürlich wird er dann wieder in der Ecke seines Bruders stehen“, so Bönte.