Köln (SID) Sebastian Vettel dürfte sich freuen: Denn schon bald könnte der kreischende Motoren-Lärm wieder Einzug halten in der Formel 1. Als Reaktion auf die teils massive Kritik von Fans, Piloten und Teamchefs hat FIA-Präsident Jean Todt generelle Bereitschaft zur Rückkehr zu lauteren Motoren signalisiert. „Der Sound ist jetzt offensichtlich anders. Wenn man damit Probleme hat und sich die Teams auf etwas einigen können, dann können wir nach einer Lösung suchen, um die Formel 1 wieder etwas lauter zu machen“, sagte Todt, Chef des Automobilweltverbands FIA, dem italienischen TV-Sender Rai.
Niemand geringeres als Vierfach-Champion Vettel (Red Bull) hatte sich am Rande des Saisonauftakts in Melbourne an die Spitze der „Krachmacher“ gesetzt und über die neuen, eher surrenden als röhrenden V6-Turbo-Motoren gespottet: „Es hört sich eher an, als würde der Staubsauger nebenher laufen und nicht, als würde ein Rennauto fahren.“ Auch der allmächtige Chefpromoter Bernie Ecclestone hatte sich über die ungewohnte Geräuschkulisse lustig gemacht: „Wenn du Erdbeermarmelade kaufst und Erdnussbutter bekommst, bist du verärgert.“
In der Vorwoche legte der 83-jährige Brite in der Bild-Zeitung nach: „Es ist ein technisches Problem. Die Motoren-Hersteller sind jetzt in der Pflicht. Sie müssen dafür sorgen, dass die Motoren wieder Formel-1-Lautstärke haben. Sie haben sie leise gekriegt, sie werden sie auch wieder laut kriegen.“ Dabei wollte die Formel 1 mit den neuen Motoren eigentlich grüner und moderner werden.
Künstlich erzeugter Lärm als Imperativ, so etwas gibt es wohl nur in der Formel 1. Während es den Fahrern wie Vettel vor allem um das Gefühl und den Nervenkitzel geht, hat Ecclestone freilich auch wirtschaftliche Motive: „Die Zuschauer in Australien waren alles andere als glücklich. Auch die Veranstalter anderer Rennen haben jetzt Angst. Sie denken, sie werden nicht genügend Tickets verkaufen. Sie sind sehr besorgt.“
Es gibt allerdings auch prominente Vertreter im Paddock, die wenig von einer Rückkehr in die Tinnitus-Ära halten. Einer von ihnen ist Mercedes-GP-Aufsichtsratschef Niki Lauda: „Den Lärm da jetzt ins Spiel zu bringen, ist absurd und für mich nicht nachvollziehbar.“ Die Formel 1 sei eine Rennklasse, „die – was den Motor, oder besser ihre Technik betrifft – vollkommen im Trend, im Entwicklungstrend liegt. Der Gedanke, die Autos künstlich wieder laut zu machen, geht in die falsche Richtung und ist bizarr“, sagte der dreimalige Weltmeister der Tageszeitung „Die Welt“. Die Autohersteller wollen mit der erprobten Formel-1-Technik ihre Serienwagen verkaufen.
Auch McLaren-Renndirektor Eric Boullier hält wenig von einer Rückkehr in vergangene Zeiten, wie er unlängst der BBC sagte: „Wir können es nicht ausblenden, wenn sich die Fans beschweren. Aber wir müssen auch das Positive sehen und nicht nur auf den Sound achten.“ Er persönlich möge den Klang der Motoren, genau wie Todt übrigens auch. Der Franzose könne die Kritik an den leiseren Motoren „nicht nachvollziehen“ und empfinde die Turbo-Geräusche „faszinierend“. Doch einem Ecclestone widerspricht man in der Formel 1 eben nicht. Der Lärm um den Krach in der Formel 1 dürfte anhalten.