Berlin (SID) Selbst die fußballbegeisterte Kanzlerin Angela Merkel bleibt während der WM hart. Ob denn ihre Angestellten auf „WM-frei“ während des Turniers in Brasilien hoffen dürften, wurde die CDU-Politikerin gefragt. Doch in ihrer Funktion als Chefin sagte die 59-Jährige „Nein“ – wenn auch freundlich verpackt und etwas umständlich formuliert.
„Wegen der Zeitverschiebung laufen die Spiele ja eher am deutschen Abend, da wird das eine oder andere Spiel sicher sowieso problemlos zu sehen sein“, sagte die CDU-Politikerin Ende Mai in einem Interview.
WM-Extrawürste gibt es im Kanzleramt also nicht. Und auch alle anderen Arbeitnehmer müssen auf das Wohlwollen ihrer Chefs hoffen. Denn die geben auch während des wichtigsten Fußballturniers der Welt die Regeln vor. Das gilt sogar für schwarz-rot-goldene Fan-Utensilien am Arbeitsplatz.
„Ein Recht auf private Dekoration am Arbeitsplatz gibt es für Arbeitnehmer nicht“, erklärt Swen Walentowski vom Deutschen Anwaltverein: „Als Eigentürmer der Räumlichkeiten kann der Arbeitgeber das Schmücken des Arbeitsplatzes untersagen.“ Ein Ignorieren könnte sogar schwere Folgen haben: Schlimmstenfalls kann sogar eine Abmahnung drohen.
Ohnehin gilt generell: Sobald die Arbeit beeinträchtigt wird, kann der Chef eingreifen – auch wenn das nur das letzte Mittel sein sollte. Abhilfe können allerdings Sondervereinbarungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat schaffen. Darin können dann auch abweichende Regelungen zu den sonstigen Gepflogenheiten im Büro festgelegt werden.
Das gilt speziell für das Mitfiebern mit der DFB-Auswahl am Fernseher. Aber auch schon das weitverbreitete Tippspiel mit den Arbeitskollegen birgt Risiken. Generell sind diese zwar erlaubt, rein rechtlich aber nur in den Pausen. Bei Online-Wetten gibt es zudem noch weitere Dinge zu beachten. Nur wenn der Arbeitgeber der privaten Internetnutzung zugestimmt hat, dürfen Tipps abgegeben werden. Ebenfalls aber nur in Pausen.
Auf lockerere Regeln dürfen dagegen Schüler in einigen deutschen Bundesländern hoffen. Teilweise erlauben deren Bildungsministerien ihren Schulen, selbstständig während der WM über den Unterrichtsbeginn zu entscheiden. Und so beispielsweise am Tag nach einem Deutschlandspiel erst mit Verspätung in den Tag zu starten.
Zu diesen Bundesländern gehört auch Sachsen, doch ausgerechnet die Schüler des Sportgymnasiums Dresden, eine „Eliteschule des Sport“, werden von diesen Freiheiten nicht profitieren können. „Wir haben uns zwar Gedanken über das Thema Fußball-Weltmeisterschaft gemacht, aber Verschiebungen kommen nicht infrage“, sagte Leiterin Ulrike Becker der Sächsischen Zeitung.
„Unsere Schüler sind Leistungssportler. Da stehen der eigene Sport und das Training absolut im Vordergrund.“ Allerdings sei eine Verschiebung von Klassenarbeiten möglich: „Das muss ja nicht in der ersten Stunde an einem Tag nach einem Spiel sein.“