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Dezember 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Sao Paulo (SID) In der Ruhe vor dem Sturm genießen die FIFA-Bosse das große Spektakel am Zuckerhut. Präsident Joseph S. Blatter ist „beeindruckt“ von den Spielen der Fußball-WM in Brasilien, Generalsekretär Jérôme Valcke sogar „fasziniert“. Wenn der Ball nach dem 13. Juli nicht mehr rollt, wird sich die Stimmung schlagartig ändern – dem Weltverband stehen die schwersten Monate seiner 110-jährigen Geschichte bevor.

Wann genau Michael J. Garcia seinen Ermittlungsbericht zur schwer unter Korruptionsverdacht stehenden WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) fertigstellt und veröffentlicht, ist zwar noch unklar. Von einer heilen Fußballwelt wird der frühere US-Anwalt, der schon Mafia-Gangster vor Gericht gebracht haben soll, aber kaum berichten.

Die FIFA ist dann, nach dem Finale in Rio de Janeiro, wieder der machthungrige Konzern, der sein populäres Produkt – sollten die zahlreichen Medienberichte der vergangenen Wochen stimmen – in die falschen Ecken der Welt vergeben hat.

Das Taktieren der Beteiligten, allen voran Blatter, der auch in den nächsten fünf Jahren der oberste Fußball-Boss bleiben will, gerät deshalb zum großen Schmierentheater. Die Wahl des viele Milliarden Euro schweren Emirats Katar, sagte der 78-jährige Schweizer vorsorglich, war ein „Fehler“, davon mache man viele im Leben. Berichtet Garcia tatsächlich von Betrug und Bestechung, wird Blatter sagen: Ich hab’s ja gesagt.

Und er wird die Neuvergabe durch sein Exekutivkomitee anregen. Dort sitzen größtenteils andere Funktionäre als an jenem 2. Dezember 2010, als auch Franz Beckenbauer gewählt hat. Eine Garantie, dass es besser wird, gibt es nicht.

So einfach wird die FIFA ohnehin nicht davonkommen. Gegen eine Neuwahl werden Katar und auch Russland, das nach den Olympischen Winterspielen 2014 sehr gerne ein weiteres Prestigeprojekt verantwortet, alle möglichen Rechtsmittel ausreizen. Es droht ein jahrelanger, schmutziger Rechtsstreit – in dem der Fußball verliert.

Die katarischen WM-Macher nutzen schon jetzt jede Chance geschickt, ihr Mammutprojekt im richtigen Licht erscheinen zu lassen. Die FIFA darf ruhig verstehen: Versucht es erst gar nicht.

Kurz vor dem deutschen Achtelfinale gegen Algerien am Montag verschickte das WM-Organisationskomitee Glückwünsche, vor allem an die Nordafrikaner. „Diese unglaubliche Erfolgsgeschichte für den algerischen Fußball und die wundervollen Feierlichkeiten in Algerien und zahllosen anderen arabischen Ländern, einschließlich Katar, präsentieren die Leidenschaft für den Fußball unserer gesamten Region“, hieß es.

Wer immer noch glaube, eine WM im Glutofen des Sommers am Persischen Golf sei unmöglich, der könne sich doch bitte beim Public Viewing in der heruntergekühlten „Fan Zone“ vom Gegenteil überzeugen. Diese mache das Rudelgucken „im Sommer komfortabel, angenehm und aufregend“. Katar sei „auf einem guten Weg“.

Das ist das Dilemma: Selbst wenn Garcia keine Beweise für eine schmutzige Wahl gefunden hat, die Negativschlagzeilen über Katar werden die FIFA weiter begleiten. Ob unerträgliche Temperaturen zur eigentlichen WM-Zeit, oder – viel wichtiger – unmenschliche Arbeitsbedingungen auf den Baustellen. Der Schatten, den die WM 2022 in Katar vorauswirft, wird immer länger.

Profitieren davon kann (noch) Russland. Die eigentlich viel näher liegende WM im Riesenland steht nicht annähernd so im Fokus. Valcke sagte schon vor Brasilien, um Brasilien zu schützen, auch in Russland werde es Probleme geben. Vielleicht andere als die Demonstrationen und Unruhen in Südamerika, aber sie werden kommen.

Siehe Olympia in Sotschi, das mit Tausenden schwer bewaffneten Kämpfern gesichert werden musste. Und im Zwielicht von Fremdenfeindlichkeit und Homophobie stand. Wie Blatter damit umgeht, wird interessant sein.