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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Stuttgart (SID) Seine offizielle Weltpremiere war ein voller Erfolg, 5000 Kids feierten ihn wie einen Popstar und doch war Andreas Bretschneider nicht zufrieden mit sich. „Einmal im Leben wollte ich cool bleiben und dann war ich doch so nervös“, klagte der Chemnitzer, nachdem er sich am letzten Freitag im November beim DTB-Pokal in Stuttgart in die Geschichtsbücher geturnt hatte.

Aber trotz feuchter Hände und vieler Gedanken, die ihm bei seiner Flugshow durch den Kopf schossen, ging alles gut. Ab sofort ist der Salto über die Reckstange (Kovacs) mit anschließender Doppelschraube als „Bretschneider“ Bestandteil der Turnerbibel „Code de Pointage“. Zudem als bislang einziges H-Teil in der schwierigsten aller Kategorien. Der 25-Jährige kann nun durchatmen: „Das war ein hartes Stück Arbeit.“

Bei ganzen acht der ersten 800 Versuche hatte der Sportsoldat die Hände brauchbar an die Reckstange gebracht. Und als die Weltpremiere bei der WM im Oktober im südchinesischen Nanning im wahrsten Sinne des Wortes zum Greifen nah erschien, versagten dem Sachsen die Nerven. „Daran habe ich schon geknabbert und musste mit meiner Mentaltrainerin erstmal den ganzen Käse aus dem Kopf kriegen“, sagte Bretschneider. Zuletzt lag die Erfolgsquote im Training wieder bei 80 Prozent, und auf nationaler Ebene gelang der „Bretschneider“ bereits eine Woche vorher beim Bundesliga-Finale in Karlsruhe.

Seit 1970 ist Bretschneider der 13. deutsche Kunstturner, nach dem ein Turnelement benannt ist. Vorgänger am Reck waren unter anderem Bernd Jäger, Eberhard Gienger und Daniel Winkler, die jeweils einen neuen Salto am Königsgerät kreierten. Zuletzt wurde dem Hallenser Matthias Fahrig 2010 diese Ehre zuteil, als er eine neue Sprungreihe am Boden als Erster in dieser Form im Wettkampf präsentierte.

Teamkollegen Bretschneiders wie Ex-Weltmeister Fabian Hambüchen oder auch der Olympiazweite Marcel Nguyen hingegen haben sich als Erfinder noch keinen Namen machen können. „Das war auch nie mein primäres Ziel“, sagte Nguyen, der wegen eines Kreuzbandrisses in Stuttgart nur als Co-Kommentator im Einsatz war. Auch Hambüchen sieht die Situation gelassen: „Ich hatte genug andere Erfolge.“