Frankfurt/Main (SID) Hamburg und Berlin bringen sich im Rennen um die Olympiabewerbung mehr denn je in Stellung. Eine Umfrage Ende Februar könnte das Zünglein an der Waage werden.
In Hamburg strahlt der Himmel olympisch, Berlin plant schon den Bürgerentscheid – und der DOSB schaut zufrieden zu: Zwei Monate vor der Kür der deutschen Olympia-Bewerberstadt bringen sich die beiden Kontrahenten endgültig in Stellung. Das Zünglein an der Waage könnte die Forsa-Umfrage Ende Februar werden.
„Die Frage ist: Wo haben wir die größere Sicherheit, dass uns nicht ein zweites München passiert“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Mitte Januar in Frankfurt/Main: „Spiele ohne die Zustimmung der Bürger funktionieren nicht und werden auch nicht vom IOC anerkannt. Die Umfrage hat eine weitreichende Bedeutung.“
Sowohl die „absolute Höhe“ der Zustimmung als auch „der Unterschied der Städte“ im Abgleich mit der ersten Umfrage würden bei der Bewertung der Ergebnisse eine Rolle spielen. „Jeder versucht nach bestem Wissen und Gewissen und mit viel Kraft, das Thema in die Köpfe der Menschen zu bringen“, sagte Hörmann. In Hamburg erhellen jeden Abend die olympischen Farben den Abendhimmel – für den DOSB auch eine Art Testlauf.
„Jetzt muss sich die Kampagnenfähigkeit der Städte zeigen“, sagte Hörmann, der Sportbund verzichte deswegen bewusst auf eine zu große Einflussnahme beim Werben um die Bürger.
Die Entscheidung fällt auf der außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung am 21. März 2015 in der Frankfurter Paulskirche. Fünf Tage zuvor gibt das DOSB-Präsidium eine Empfehlung an die Mitglieder ab, die auch öffentlich gemacht wird. Hörmann nahm seine Kandidaten auch deshalb zuletzt verstärkt in die Pflicht.
Beim Neujahrsempfang hatte der 54 Jahre alte Funktionär eine Siegermentalität der beiden Bewerber gefordert. „Sport-Deutschland braucht und will die Spiele. Wir müssen uns in der geistigen Einstellung in Richtung Gewinnen aufmachen“, sagte er. Und eigentlich müsste Hörmann, nimmt man nur diesen Aspekt als Kriterium, derzeit die Hansestadt favorisieren.
Dort nämlich zieren zahlreiche Aufkleber die Busse und S-Bahnen, auch unzählige Plakate zeigen: Hamburg will die Spiele, unbedingt! „Olympia zum Greifen nah“ heißt allein die Lichtaktion.
„Sie symbolisiert, dass etwas ganz Großes auf Hamburg zukommen kann, das weit über die Grenzen Hamburgs hinausstrahlt“, sagte der Erste Bürgermeister Olaf Scholz. Sportsenator Michael Neumann ergänzte: „Diese Aktion versinnbildlicht die einzigartige Strahlkraft, die von Olympischen und Paralympischen Spielen für jeden einzelnen Bezirk, die Stadt und die ganze Region ausgehen kann.“
Auch deshalb liegen ihre Kollegen in der Hauptstadt ganz und gar nicht auf der faulen Haut und drücken ihrerseits kräftig aufs Gaspedal – zumindest was die rechtlichen Rahmenbedingungen angeht. Mitte Januar beschloss der Berliner Senat ein „Olympia-Volksbefragungsgesetz“, am 13. September könnten die Berliner also grünes Licht für eine Bewerbung geben. Das Problem: Noch will nicht wirklich Olympia-Stimmung aufkommen, zumindest nicht so sehr wie in Hamburg.
„Jede Stadt muss ihren Weg finden und es ist für uns spannend, wie sich das in den Ergebnissen auswirkt. Es wird eine hochspannende Geschichte“, sagte Hörmann, für den die entscheidende Frage ist: „Woraus wird mehr Zustimmung für das Projekt resultieren?“
Im Herbst 2015 muss der DOSB seine Bereitschaft, Olympische Spiele 2024 ausrichten zu wollen, beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hinterlegen. Bis spätestens 8. Januar 2016 müssten Bewerbungsunterlagen und eine Finanz-Garantieerklärung beim IOC eingereicht werden. Die Spiele werden 2017 vergeben.