Köln (SID) Mit Konfetti im Haar schulterte Martina Müller den DFB-Pokal und trug die stämmige Silbertrophäe freudestrahlend in Richtung Fankurve. Zwei Tore hatte das Klub-Urgestein des VfL Wolfsburg beim 3:0 (1:0)-Sieg im Prestigeduell mit Turbine Potsdam erzielt – und auch bei den Jubelfeiern anlässlich des zweiten Pokaltriumphs nach 2013 gab die 35-Jährige die Richtung vor.
„Es ist natürlich grandios. Wir haben letzte Woche die Champions League verspielt, heute waren wir wieder fokussiert und konzentriert. Wir werden in einem angemessenen Rahmen feiern“, sagte Matchwinnerin Müller in der ARD. VfL-Trainer Ralf Kellermann schwärmte: „Es ist klasse, dass sie heute so eine Bühne hatte und dann noch zwei Tore erzielt. Das ist etwas Wunderschönes, wenn man so seine Karriere beenden kann.“
Schon unmittelbar nach dem Abpfiff hatte Müller, die ihr vorletztes Spiel für Wolfsburg nach zehn Jahren im Verein bestritt, ausgelassen über den Rasen im Kölner Stadion getanzt, ehe sich ihre Teamkolleginnen um sie versammelten und die Torgarantin hochleben ließen. Sogar die am Knie verletzte Weltfußballerinen Nadine Keßler hielt sich nicht zurück und trug Müller auf den Schultern.
Müller hatte den Sieg mit ihren beiden Treffern eingeleitet (13./61. Foulelfmeter), den dritten Treffer erzielte Alexandra Popp (70.). „Die Medaille bedeutet für uns eine Menge. Wir haben heute verdient gewonnen, auch wenn das Finale nicht auf allerhöchstem Niveau war. Es war hart umkämpft. Wir sind stolz, dass wir Pokalsieger sind“, sagte Kellermann.
Während Wolfsburg nach dem Halbfinal-K.o. in der Königsklasse am zweiten Mai-Wochenende noch die Chance aufs nationale Double hat, geht der Traditionsverein aus Potsdam indes wie in den vergangenen beiden Spielzeiten komplett leer aus. „Wir haben ein bisschen mitgespielt, aber nicht über 90 Minuten“, sagte Turbine-Trainer Bernd Schröder. Auch Tabea Kemme trauerte dem verpassten Titel hinterher: „Wir hatten unsere Chancen, aber wir waren nicht so konsequent wie Wolfsburg.“
19.204 Zuschauer in Köln, darunter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Bundestrainerin Silvia Neid, sahen zunächst eine ausgeglichene Begegnung, in der Müller die erste Torchance zur Führung nutzte. Einen weiten Ball von Nilla Fischer verlängerte Turbines Johanna Elsig unglücklich in Richtung des eigenen Strafraums, Ex-Nationalspielerin Müller nutzte die Gunst der Stunde und bewies aus elf Metern ihre Qualitäten als Torjägerin.
Potsdam fand nach und nach besser in die Partie, entwickelte aber erst nach 30 Minuten Torgefahr. Kemme (35.) prüfte VfL-Torhüterin Almuth Schult mit einem 40-m-Schuss, Lidija Kulis (39.) verfehlte aus kurzer Distanz nur knapp.
Verena Faißt hatte direkt nach Wiederbeginn das 2:0 auf dem Fuß, doch Turbine-Torhüterin Anna-Felicitas Sarholz parierte. Beide Teams schenkten sich in einer körperbetonten Partie nichts, verstrickten sich aber häufig in Zweikämpfe. Nach einem Foul im Strafraum von Nina Frausing Pedersen an Popp baute Müller mit einem platziert geschossenen Strafstoß die Führung aus. Popps Treffer aus spitzem Winkel sorgte für klare Verhältnisse.
Am Tag vor dem Endspiel hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verkündet, dass das Frauen-Endspiel bis mindestens 2018 in der Rhein-Metropole bleibt. Angesichts von nicht einmal halb gefüllten Rängen stieß der Entschluss nicht auf ungeteilte Zustimmung. „Wir fühlen uns in Köln wohl, aber wer das Spiel im TV anschaut, sieht ein halb volles Stadion. Da könnte man überlegen, in ein kleineres Stadion zu gehen“, sagte Schröder. Kellermann ergänzte: „Eine Größe von 25.000 bis 30.000 und ein ausverkauftes Stadion wären wünschenswert.“