Tauchen unter einer weit gespannten Kuppel, Rudern in einem futuristischen Kasten oder Radfahren outdoor in der Steilwand. Immer wieder finden sich in unserer Sportlandschaft Trainingsstätten abseits des Üblichen. Mit dem gewissen Etwas, einem unvergleichlichen Flair oder außergewöhnlichen Extras. Wir präsentieren Beispiele aus Duisburg, Essen, Solingen und Leverkusen.
Ein nicht ganz normaler Tauchgang: der Gasometer im Landschaftspark Nord
Tatort Duisburg. Wer hier hinab will, muss erst hoch hinaus. 77 Stufen entlang einer stählernen Außenwand führen zum Eingang der wohl ungewöhnlichsten Tauchstätte in Nordrhein-Westfalen: dem Gasometer im Landschaftspark Nord.
Wer dann in luftiger Höhe den Eingang passiert, betritt einen magischen Ort. Unter einer weit gespannten Kuppel schimmern im Dunkel Lichter über einer glatten Wasserfläche. Die Stille wird nur unterbrochen, wenn die Sportler vom Verein „Taucher im Nordpark Duisburg“ zu einem Tauchgang in das sechs Grad kalte Wasser einsteigen. Einige Momente später zeugt dann noch das Gurgeln der aufsteigenden Luftblasen von ihrem Training.
Perfekte Trainingsbedingungen
„Das Wichtigste, was wir hier üben, ist das Tarieren, das konstante Halten einer bestimmen Wassertiefe“, erläutert Peter Hoppe, der 1. Vorsitzende des Tauchclubs. Sonst könnte zum Beispiel eine Art Jo-Jo-Effekt, ein Auf und Ab im Wasser entstehen, das eine Reihe von Gefahrensituationen heraufbeschwören könnte.
Die Trainingsbedingungen sind perfekt. 45 Meter beträgt der Durchmesser des ‚Nass-Teleskop-Gasometers’, bei einer Wassertiefe von zwölf Metern. Das ganze Jahr über herrschen hier nahezu gleichbleibende Bedingungen und da kein Tageslicht einfällt, lassen sich Nachttauchgänge gut simulieren.
Skurrile Unterwasserwelt
Ideal ist auch die Unterwasserwelt der Trainingstätte – und durchaus skurril. Dort finden sich unter anderem ein Flugzeug, ein einst havariertes Küstenboot, ein Opel (der nicht rostet), ein Renault (der rostet) und ein 45 Meter langes Röhrensystem, in dem das Tauchen in der Enge geübt werden kann. 400 Tonnen Kies bedecken den Boden der Tauchstätte, die auf Initiative und in Eigenarbeit des Vereins vor etwa 20 Jahren entstand.
Ruderkasten in Essen
Ebenfalls mit Wasser gefüllt, eher unterirdisch gelegen, und futuristisch wirkt der so genannte „Ruderkasten“ in Essen. Man würde sich nicht wundern, käme in dem fensterlosen Raum im Untergeschoß des Regattahauses am Baldeneysee Daniel Craig, der aktuelle James-Bond-Darsteller, für eine Filmszene um die Ecke gehechtet.
Toptalente des Rudersports
Stattdessen trainieren in einem Swimmingpoolähnlichen Becken Toptalente des Rudersports. „Mit der Anlage können wir die Ruderbewegungen der Athletinnen und Athleten verbessern“, erklärt Ralf Wenzel, Cheftrainer des Nordrhein-Westfälischen Ruder-Verbandes.
Dazu ist der „Ruderkasten“ mit hochmodernen Messeinrichtungen ausgestattet. Entlang der Beckenmitte ist ein sogenanntes „Messboot“ eingelassen, an den Seiten hängen Flachbildschirme, an der Decke ein Beamer. Alle Bewegungsabläufe der Leistungssportler im Messboot werden in Echtzeit auf die Monitore übertragen, selbst kleien Details können für alle sichtbar optimiert werden. „Jeder Ruderschlag ist sehr komplex, der Feinschliff endet nie“, verdeutlicht Wenzel den Sinn des Aufwandes.
„Hoch-Zeit“ für Stab-Artisten in Leverkusen
Messtechnisch förmlich auf die Spitze getrieben hat es der TSV Bayer Leverkusen 04. Dort wurde eine weltweit einzigartige Messanlage für den Stabhochsprung eröffnet. Die Sprünge der „Hoch“-Leistungssportler können jetzt bis ins Detail ausgewertet werden.
„Wir erhoffen uns den letzten Schub“, kommentiert Jörn Elberding, zuständiger Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband, so sei es „…ein gewaltiger Unterschied, ob bei den Männern eine Höhe von 5,95 oder zum Beispiel 6,02 Meter erreicht wird.“
Trainingsanalyse mit High-Tech
Das Besondere der Bayer-Anlage liegt in der Kombination komplexer Messgeräte und Videokameras. So erfassen Druckmessplatten im Einstichkasten die Energieübertragung auf den Stab. Eine bewegliche Kamera an der Hallendecke zeichnet die Arbeit des Athleten am Stab auf. Synchronisierte Videokameras machen sogar dreidimensionale Bewegungsanalysen in Echtzeit möglich. Das kostet: Mehrere Hunderttausend Euro wurden für das High-Tech-Phänomen investiert.
Ganz schön schräg: Kurvenwunder in Solingen
Nicht so hoch und eher schräg geht es in der Steilwand der Radrennbahn „Dorperhof“ in Solingen zu. Wer dieses „Schätzchen“ besuchen will, muss erst durch den Wald. Wie das Relikt einer vergangenen Epoche taucht das offene Oval inmitten der Natur auf.
„Der Ort ist ein Paradies“, schwärmt Horst Sammer. Seit 1954 ist Sammer Mitglied des Radclubs RC Schwalbe 03, heute Teil des WMTV Solingen 1861, und kennt wie kein Zweiter die Bahn, die Ende der 1940er Jahre in Eigenleistung gebaut wurde.
Steherrennen in der Natur
„In den goldenen Zeiten in den 1950ern kamen 12.000 Zuschauer“, erzählt Sammer, „mit 384 Meter Länge entspricht sie aber nicht mehr den heute üblichen Maßen.“ Bis vor wenigen Jahren noch Leistungsstützpunkt des Landessportbundes NRW, sind derzeit zwei jährliche Steherrennen die Top-Ereignisse. Ein solches Highlight, bei dem eine Kombination von Motorrad/Rennrad auf Zeitenjagd geht, sollte man sich nicht entgehen lassen. Aber nicht zu lange warten: die Zukunft der Bahn ist ungewiss. Ein paar Euro Investition wären jedenfalls auch hier willkommen.
Quelle: www.lsb-nrw.de