Köln/Arnsberg (SID) Sie kriechen durch tiefen Schlamm, robben unter Stacheldraht hindurch, lassen Stromschläge über sich ergehen und kämpfen sich über wackelige, glitschige Klettergerüste nach oben – und ertragen alles freiwillig. Was sich nach einer beinharten Ausbildung in einem Militärcamp anhört, ist für die Teilnehmer der boomenden Extrem-Hindernislaufserie Tough Mudder pures Vergnügen.
Am Pfingstwochenende fand auf einem Gelände rund um das Jagdschloss in Arnsberg zum dritten Mal ein Tough Mudder statt, und zahlreiche Sportbegeisterte wurden erwartet. „Das Event ist sehr beliebt, wir haben schon jetzt 7000 bis 8000 Tickets abgesetzt“, sagte die beim Tough Mudder für die Pressearbeit zuständige Elisabeth Schreier dem SID.
Teilnehmen kann jeder, der körperlich fit ist. „Der älteste Teilnehmer an diesem Wochenende ist 65, im vergangenen Jahr habe ich jemanden an der Strecke getroffen, der 72 Jahre alt war“, sagte Schreier. Eine Altersgrenze gibt es nicht, allerdings müssen Minderjährige von einem Erwachsenen begleitet werden. Der Tough Mudder versteht sich dabei nicht als Wettkampf im klassischen Sinn. Vielmehr kämpfen alle Teilnehmer gemeinsam gegen den 16 bis 18 km langen Parcours.
„Viele Hindernisse sind so konzipiert, dass sie nur im Team bewältigt werden können“, erklärte Schreier: „Es geht darum, dem Alltagsstress zu entfliehen, einen Adrenalinkick zu spüren, die eigenen Grenzen kennenzulernen und zu überwinden.“
Und dafür sind die Teilnehmer bereit, hohe Gebühren zu zahlen. Beim Tough Mudder werden bis zu 140 Euro fällig. Materielle Gegenleistungen sind darin kaum enthalten, es gibt Fotos, T-Shirts und Stirnbänder sowie „ein hart erkämpftes Bier“. Das Gefühl, den Parcours zu besiegen, sei ohnehin „unbezahlbar“, heißt es.
Die Tough-Mudder-Bewegung stammt aus den USA, die in New York lebenden Briten Will Dean und Guy Livingstone gelten als die Erfinder des Extrem-Hindernislaufs, der erstmals am 2. Mai 2010 in Pennslyvania ausgetragen wurde. Anfangs noch skeptisch betrachtet und belächelt, finden nun mehr als 50 Events pro Jahr statt – längst ist die magische Hürde von einer Million Teilnehmer geknackt.
Auch in Deutschland vergeht im Zeitraum von Frühling bis Herbst kaum ein Wochenende ohne Events wie „Mud Masters“, „Strongmanrun“ oder „Urbanian Run“. Als Kulisse dienen oftmals Skigebiete, Motocrossstrecken oder andere weitläufige Areale, namhafte Sponsoren finanzieren die Events, freiwillige Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Dass die Läufe aber auch gefährlich sein können, zeigt ein tragischer Unfall aus dem Jahr 2013. Damals stürzte ein Teilnehmer des Tough Mudders in Gerrardstown/West Virginia in einen Wassergraben und ertrank. Damit sich dies nicht wiederholt, sind bei jedem Lauf Ärzte und Sanitäter anwesend. „Wir treffen jegliche Sicherheitsvorkehrungen, damit nichts passiert“, sagte Schreier: „Schließlich steht der gemeinsame Spaß im Vordergrund.“