Berlin (SID) Nach dem Desaster von London deutet sich für die deutschen Ballsportarten bei den Olympischen Spielen im kommenden Sommer in Rio de Janeiro eine Renaissance an.
Beide Hockey-Teams haben ihr Olympia-Ticket schon in der Tasche, die Fußball-Frauen machten die Rio-Reise bei ihrer WM perfekt, die U21-Fußballer zogen bei der EM nach: Zu den Olympischen Sommerspielen im kommenden Sommer winkt den deutschen Ballsportarten nach der Blamage von London ein verheißungsvolles Comeback, zumal auch die Handballer, Volleyballer und Basketballer mit den NBA-Stars Dirk Nowitzki und Dennis Schröder noch in der Verlosung sind.
„Wir freuen uns über die Entwicklungen im Mannschaftssport“, sagte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB): „Die Hockey-Teams sind Stammgäste bei Olympia, die Fußball-Frauen haben wir 2012 in London sehr vermisst und freuen uns, dass sie in Rio wieder Teil der Deutschen Olympiamannschaft sein werden.“ Auch ein Männerteam ist erstmals seit 1988 wieder dabei: Am 23. Juni zog der DFB-Nachwuchs mit dem 1:1 gegen Gastgeber Tschechien ins EM-Halbfinale ein und buchte damit seine Brasilien-Reise.
Gute Aussichten auf ein Ticket haben vor allem die Handballer. Die Männer lösten bei der WM in Katar im Januar den Platz für ein Qualifikationsturnier im Frühjahr 2016 mit vier Teams, bei dem ein Weiterkommen als Formsache gilt. Die Frauen dürfen dank der am 22. Juni vergebenen Wildcard noch zur WM und können dort ebenfalls die Teilnahme an einem Ausscheidungsturnier perfekt machen.
Im Volleyball sind auch noch beide Mannschaften im Rennen. Frauen- und Männer-Nationalmannschaft nehmen im Januar in Ankara und Berlin an Quali-Turnieren teil. Nur der Erste ist direkt bei Olympia dabei, im Nachsitzen können bei weiteren Weltturnieren Olympia-Plätze gebucht werden. „Es wird nicht einfach, doch sowohl die Männer als auch unsere Frauen können sich berechtigte Hoffnungen machen, das Ticket für Rio zu lösen“, sagte Generalsekretär Jörg Ziegler vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV).
Ein anspruchsvoller Gang steht den deutschen Basketballern bevor, die letztmals 2008 bei Olympischen Spielen auf Korbjagd gingen. Angeführt von Nowitzki und Schröder wäre das deutsche Team bei der EM in Berlin und Frankreich im Spätsommer bei Platz eins oder zwei direkt dabei, die Plätze drei bis sechs berechtigen zur Teilnahme an einem Ausscheidungsturnier im Juli 2016 – kein leichtes Unterfangen.
„Unsere Chancen sind nun, zumal Dirk Nowitzki dabei ist, nicht schlecht“, sagte Präsident Ingo Weiss vom deutschen Basketball-Bund (DBB). Die deutschen Basketballerinnen haben die in Ungarn stattfindende EM verpasst und sind aus dem Rennen.
Auch für die deutschen Wasserballer sieht es schlecht aus, nachdem die WM in Kasan im August verpasst wurde. Es werden aber noch Karten bei der EM in Belgrad (Serbien) Ende Januar sowie bei einem weiteren internationalen Vergleichskampf im April wohl in Italien vergeben. Der DOSB selbst hatte den deutschen Wasserballern aber nur noch eine Außenseiter-Chance eingeräumt.
In London vor vier Jahren hatte es für den deutschen Sport eine wahre Ballsport-Pleite gegeben. Die deutschen Basketball-, Fußball-, Wasserball- und Handball-Teams (jeweils Männer und Frauen) sowie die Volleyballerinnen hatten sich allesamt nicht für Olympia qualifiziert. Der damalige DOSB-Chef und heutige IOC-Präsident Thomas Bach sah Grund zum schimpfen: „Hier sind künftig die Verbände und die Ligen aufgefordert, besser zu koordinieren.“