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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Babelsberg/Köln (SID) Das Wort „Willkommen“ hat eine eindeutige Bedeutung. Im Duden wird es als „sehr passend, angenehm und gewünscht“ definiert. Und so ein „Willkommen“, wie es Jürgen Opitz, Bürgermeister der vom Fremdenhass erschütterten Stadt Heidenau jüngst in der ARD sagte, ist im Umgang mit Flüchtlingen „nun wirklich nicht zu viel verlangt“.

Genau das ist es, was die Fußballer des Teams „Welcome United“ beim SV Babelsberg in Brandenburg erfahren. Hier tragen sie das Motto sogar auf dem Rücken. Fernab der Heimat, weit weg von Kriegen, Hunger und Elend haben die Flüchtlinge aus Somalia, Nigeria oder Syrien ein neues Zuhause gefunden.

„Hier beim Verein fühle ich mich willkommen, es ist wie meine zweite Heimat“, sagte Abdihafid Ahmed. Er stammt aus Somalia, und er hat Schreckliches erlebt. Als Schiffbrüchiger trieb er gemeinsam mit 177 Afrikanern tagelang im Mittelmeer. 172 von ihnen überlebten das Drama nicht. In seiner Heimat hatte Ahmed studiert, doch die Bedrohung durch die islamistische Al-Shabaab-Miliz zwang ihn zur Flucht.

Dieses Schicksal teilt sein heutiger Mannschaftskollege Ejike Uzoukuw. Der Nigerianer, den alle nur Johnson nennen, ist seit vier Jahren in Deutschland, in seiner Heimat wurde er politisch verfolgt. „Wenn wir beim Training sind und gemeinsam Fußball spielen, ist das wie eine Befreiung“, sagte er, „so lange wir spielen, können wir unsere Probleme vergessen. Zumindest für eine gewisse Zeit.“

Bereits ein Jahr spielt und trainiert die Mannschaft zusammen. Zunächst gab es Probleme mit den Spielerlizenzen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), doch seit Saisonbeginn nimmt Welcome United am Spielbetrieb in der 2. Kreisklasse C im Kreis Havelland teil.

„Fußball verbindet“, sagte Manja Thieme, die ehrenamtliche Gründerin des Teams: „Er holt Flüchtlinge viel schneller in die Gesellschaft.“ In Zeiten der schwelenden Debatte um Flüchtlinge fungiert der Sport als Brücke. Auf dem Platz zählt nur das Spiel – Herkunft, Aussehen und persönliche Hintergründe sind zweitrangig.

„Gerade der Fußball hat die Kraft, Menschen auch über kulturelle Unterschiede hinweg zusammenzubringen und den gesellschaftlichen Zusammenhang zu stärken“, sagte SPD-Politikerin Aydan Özoğuz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

So sieht es auch der DFB, der sich mit seiner Egidius-Braun-Stiftung unter dem Motto „1:0 für ein Willkommen“ sozial engagiert. Für die kommenden zwei Jahre sind 600.000 Euro für die Unterstützung von bis zu 1200 Vereinen eingeplant.

Schon über 500 Teams haben sich dafür beworben. „Es ist ein Beleg dafür, dass der Fußball als Volkssport seiner sozialen Verantwortung gerecht wird“, sagte DFB-Vizepräsident und Geschäftsführender Stiftungsvorsitzender Eugen Gehlenborg.

In Babelsberg jedenfalls sind sie stolz auf ihr neues Team. Zum Saisonauftakt holten die Flüchtlinge mit dem „Willkommen“ auf dem Rücken Ende August ein 3:2 beim ESV Lok Leipzig II.

Danach feierten die Spieler mit ihren Anhängern, die dem Team die Trikots im Vorfeld komplett finanziert hatten. „Ohne die Fans hätten wir sicher nicht gewonnen“, sagte der zweimalige Torschütze Ahmed lächelnd und wirkte in diesem Moment endlich wieder glücklich.