Hamburg (SID) Der Countdown läuft: Vier Wochen vor dem Hamburger Olympia-Referendum drängt IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger auf eine schnelle Klärung der Kostenfrage – für den Wettstreit auf internationalem Terrain macht er sich keine Sorgen.
WM-Affäre, Flüchtlingsdebatte, ungeklärte Finanzen: Die politische Großwetterlage rund um die deutsche Olympia-Bewerbung für 2024 ist stürmisch, doch die Zuversicht der Macher ungebrochen. Auch IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger ist vom Erfolg der Hamburger Kampagne überzeugt – drängt mit Blick auf das Referendum aber auf eine schnelle Klärung der Kostenfrage.
„Hamburg wird es. Wir haben gute Aussichten“, sagte Tröger dem SID und bezeichnete die Hansestadt im internationalen Vergleich als „präsentablen“ Bewerber: „Es hat in meiner Laufbahn eine Reihe von Städten gegeben, die keiner so richtig kannte. Das Hamburger Konzept muss sich in der Welt jetzt herumsprechen, vor allem bei meinen Kollegen im IOC.“
Mit Blick auf das Referendum in vier Wochen, an dem die Bewerbung vorzeitig scheitern könnte, erklärte der Spitzenfunktionär die Finanzierung zur Gretchenfrage. So appellierte Tröger an die Politik, den öffentlichen Streit um die Kosten schnell beizulegen. „Die Bundeszuschüsse müssen jetzt geklärt werden. Es darf nicht zu viel über Geld gesprochen werden“, sagte der langjährige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland. Der Bund lehnt die von der Stadt gewünschte und im Finanzplan veranschlagte Kostenbeteiligung in Höhe von 6,2 Milliarden Euro bislang ab.
Auch die andauernden Querelen um die Vergabe der Fußball-WM 2006 setzen den Olympia-Machern zu. „Natürlich wirft es einen Schatten auf die aktuelle Bewerbung“, sagte DOSB-Vizepräsident Ole Bischof dem SID. Man müsse die Dinge aber voneinander trennen. „Wir müssen unser Bestes geben, um die Bürger von den Spielen in Hamburg zu überzeugen.“ Die Zeit rennt. Bis zum 29. November – dem Tag der Bürgerbefragung in der Hansestadt – müssen Bischof und seine Mitstreiter die Zweifel in der Bevölkerung ausräumen.
Um den Traum von Olympia an der Elbe aufrecht zu erhalten, muss beim Referendum eine einfache Mehrheit her, zudem müssen 20 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja stimmen – in Hamburg sind das 259.883 Menschen. Die Briefwahl läuft bereits.
Während sich die Olympia-Kritiker in Hamburg noch immer schwer tun, läuft die Werbemaschinerie der Befürworter von Tag zu Tag heißer. Gerade erst hat das Gros der Hamburger Sportvereine ein klares Bekenntnis für Sommerspiele im Norden abgegeben. Angeführt von den Bundesliga-Fußballern des Hamburger SV und weiterer Profi-Mannschaften, riefen die Klubs die Bürger der Stadt zu einem positiven Votum auf. Am Wochenende sollen sämtliche Heimspiele unter einem Olympia-Motto stehen.
„Für die Bevölkerung wäre es einfach gut, dass wir wieder so ein Großevent ausrichten wie die Fußball-WM 2006“, sagte Olympiasieger Bischof: „Auch die nächste Generation braucht Vorbilder.“