Die Frage beschäftigt manchen Fußballfreund. Und ist auch – trotz allerlei Dementis – Gesprächsthema unter den Aktiven.
Über die Auswirkungen von Kopfbällen wird seit Jahren gestritten. Es gibt Untersuchungen, die festgestellt haben, dass leichte Kopfstöße, auch wenn sie keine Symptome einer Gehirnerschütterung hervorrufen, dennoch Veränderungen im Gehirn bewirken können.
Mediziner vom Albert Einstein College in New York untersuchten 34 Amateurkicker mit einem speziellen Verfahren, das auch leichte Veränderungen im Schädel sichtbar macht. Dabei beobachteten die Radiologen bei einigen Testpersonen tatsächlich einen Verlust an weißer Hirnsubstanz. Auffallend war, dass die Veränderungen oft dann beobachtet werden konnten, wenn ein Spieler im Jahr zuvor auf mehr als 1100 Kopfbälle gekommen war. Auch in Gedächtnistests schnitten diese Probanden schlechter ab.
Andere Studien kamen jüngst zu ähnlichen Ergebnissen. Regelmäßige Kopfbälle, so stellten sie fest, beeinträchtigen das verbale und visuelle Gedächtnis in der vorderen und hinteren Gehirnrinde – jene Areale, die beim Kopfball in Kontakt mit dem Knochen kommen können. Inwieweit all dies aber auch tatsächliche Folgen hat, ist noch nicht abschließend geklärt.
„Grundsätzlich ist die Kraft, die bei einem Kopfball auf den Körper einwirkt, nicht so groß, dass man akute Verletzungen befürchten müsste“, sagt Professor Andreas Schmid, Oberarzt der Sportmedizinischen Abteilung der Universitätsklinik Freiburg.
Aus sportlicher Sicht ist aber Kopfball nicht gleich Kopfball. Die Verletzungsgefahr steigt, je schneller, schwerer und härter der Ball ist.
Das Gehirn liegt eingebettet in Gehirnflüssigkeit, schützend umgeben von den Schädelknochen. Trifft ein Ball den Kopf mit einiger Wucht, wird das Gehirn an die gegenüberliegende Seite des Schädels geschleudert. Durch den Aufprall auf harte Knochen kann es zur Erschütterung und zu Quetschungen des Gehirns kommen. Lesen Sie dazu den im Oktober erschienenen Artikel im VID.
Ein gutes und gezieltes Training kann Verletzungen bei Kopfbällen vorbeugen. Für Kinder unter zwölf Jahren sind Kopfbälle und Kopfball-Training umstritten, da das Gehirn in dieser Entwicklungsphase im Hinblick auf Denkvorgänge besonders empfindlich ist.
Jugendliche sollten mit leichten Bällen trainieren, die nicht getreten, sondern aus kurzer Distanz geworfen werden. Um sich an den auftreffenden Ball zu gewöhnen, können die Spieler anfangs leichte Bälle aus den eigenen Händen köpfen oder ein Kopfballpendel verwenden.
Als erster großer Fußballverband hat die amerikanische US Soccer Federation eine Regeländerung für Kinder und Jugendliche beschlossen, die diesen medizinischen Erkenntnissen Rechnung tragen. Fußballspieler unter zehn Jahren sollen den Ball gar nicht mit dem Kopf spielen, Kinder zwischen elf und 13 Jahren sollen das auf jeden Fall im Training vermeiden.
Tragische Unfälle ereignen sich durch nicht korrekt ausgeführte Kopfstöße, das Zusammenprallen zweier Köpfe oder hochgerissene Arme. Beim gleichzeitigen Sprung zum Kopfball und dem Zusammenstoß der Köpfe kann es zu ausgesprochen schweren Verletzungen wie Schädelhirntraumata und Wirbelverletzungen mit lebenslangen Folgen kommen.
Seit 1987 erfasst und analysiert die ARAG Sportversicherung zusammen mit dem Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum systematisch Sportunfälle. Die Daten dienen als Grundlage für die Erstellung von Maßnahmen zur Prävention von Sportunfällen, die mit weiteren Partnern erarbeitet werden und mit denen wir zu mehr Sicherheit im Sport beitragen. Aktuell werden fast 50 Prozent aller im Deutschen Sportbund organisierten Sportler erfasst.
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