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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Netanja/Berlin (SID) Weltmeister Marco Koch hat mit zwei EM-Titeln auf der Kurzbahn den goldenen Schlusspunkt eines für ihn höchst erfolgreichen Sportjahres gesetzt. 2016 soll der Olympiasieg in Rio folgen.

Zweimal Gold, drei deutsche Rekorde, die Konkurrenten düpiert – doch Perfektionist Marco Koch hatte auch am glänzenden Abschluss seines traumhaften Sportjahres 2015 etwas zu meckern. Der Schwimm-Weltmeister haderte mit seinen „suboptimalen Final-Perfomances“ bei der Kurzbahn-EM im israelischen Netanja, was in den Ohren seiner gedemütigten Rivalen wie blanker Hohn klingen musste. Doch Kochs Fehleranalyse dient nur einem Ziel: Dem Olympiasieg in Rio.

„Wir sind auf einem guten Weg. Ich habe eine gute Ausdauer und trotzdem eine relativ hohe Geschwindigkeit am Ende. Das war so noch nie der Fall“, sagte Koch, – um nur wenige Sekunden später doch noch einzuschränken: „Es waren keine perfekten Rennen. Ich denke, es wäre noch mehr drin gewesen.“

Dabei hatte der Darmstädter bei seinen Goldrennen auf der 25-m-Bahn seine vermeintlich größten Olympia-Gegner regelrecht geschockt. In seiner Paradedisziplin 200 m Brust distanzierte er den ungarischen Olympiasieger Daniel Gyurta um stolze 1,46 Sekunden, auf seiner Nebenstrecke über 100 m fügte Koch dem britischen Langbahn-Weltmeister Adam Peaty (+0,18) eine empfindliche Niederlage zu.

Doch Koch interessieren im Olympiazyklus keine Medaillen, sondern nur Zeiten. Und die könnten für den Langbahn-Weltmeister von Kasan 2015 immer noch schneller sein. Vor allem der nur um fünf Hundertstelsekunden verpasste Weltrekord über 200 m wurmte ihn. Eine verpatzte Wende nach 150 Metern und ein nicht optimaler Anschlag verhinderten die Bestmarke, vielleicht sogar das Privileg, als erster Brustschwimmer die Zwei-Minuten-Marke geknackt zu haben.

Seine gesamten internationalen Erfolge, auch den WM- und EM-Titel auf der Langbahn aus den vergangenen beiden Jahren, würde Koch gegen Olympiagold eintauschen. Schon vor drei Jahren in London hatten viele Experten den Hessen auf dem Zettel gehabt, doch am Ende ging er wie das gesamte DSV-Team unter. Koch reagierte. Er stellte seine Ernährung um („vegan mit Fleisch“), trainierte noch härter und versuchte es sogar mit Hypnose. „Es ist nicht so, dass ich da auf der Couch liege, jemand schnippst mit den Fingern, und ich falle um“, sagte Koch: „Ich denke an das perfekte Rennen.“

Das will er am 10. August 2016 abliefern, an dem Tag werden im Finale über 200 m Brust die Olympiamedaillen vergeben. Für Spannung ist gesorgt: Gyurta und Peaty werden die jüngsten Niederlagen gegen Koch nicht auf sich sitzen lassen, die auf den Bruststrecken traditionell starken Japaner werden zurückschlagen, die Amerikaner sowieso. Doch zurzeit ist Koch das Maß der Dinge.

Damit das so bleibt, wird Koch auch im Olympiajahr seine eigene Vorbereitung durchziehen. Der Ausnahmeathlet, der anders als die anderen deutschen Topschwimmer nicht an einem Bundesstützpunkt, sondern daheim in Darmstadt unter etwas weniger professionellen Bedingungen trainiert, reiste nicht mit dem DSV-Team ins Trainingslager nach Thailand. Er flog am Neujahrstag nach Teneriffa, um sich dort zu schinden. Das große Ziel Olympiasieg hat er dabei immer im Hinterkopf.