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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Manchester (SID) „Mo“ Dahoud wurde in Syrien nahe der türkischen Grenze geboren. Bei Borussia Mönchengladbach gilt der 19-Jährige als Juwel.

Einst aus Syrien geflohen, heute auf dem Weg zum Bundesliga-Star: Mahmoud Dahoud könnte viel über sein Leben erzählen, doch der 19-Jährige hält sich bedeckt – noch. Auch, weil Borussia Mönchengladbach sein Top-Talent ein wenig abschirmt. Eine weise Entscheidung, schließlich soll dem Mann mit den pechschwarzen Haaren nicht schon nach wenigen Wochen der Kopf verdreht werden.

Nicht leugnen lässt sich jedoch, dass Dahoud aus Gladbachs Erfolgsteam nicht mehr wegzudenken ist. Im September gab „Mo“ im letzten Spiel von Trainer Lucien Favre sein Startelf-Debüt in der Liga, seither gehört er unter André Schubert zur ersten Elf. „Manchmal kommt es mir vor wie im Traum, und ich realisiere erst drei Tage später, wenn ich Fotos oder Videos anschaue, was da gerade alles passiert“, sagt Dahoud.

Angefangen hat seine Geschichte 1996 in der syrischen Stadt Amude an der Grenze zur Türkei. Heute stehen die Truppen des Islamischen Staats (IS) nur 60 Kilometer von Dahouds Geburtsstadt entfernt, doch geflohen ist seine Familie bereits vor 19 Jahren vor den Repressalien des Assad-Regimes. Damals war Dahoud neun Monate alt, seine Familie wurde im Rheinland heimisch.

Dort ist Dahoud längst verwurzelt. Die Flüchtlings-Problematik lässt ihn dennoch nicht kalt: Anfang September postete er auf seiner Facebook-Seite das berühmte Foto eines toten Flüchtlings-Kinds am Strand. „Wann wacht die Menschheit auf?“, schrieb er dazu. Unter jedem seiner Einträge finden sich inzwischen Kommentare, in denen er um Einsätze für die syrische Nationalmannschaft gebeten wird.

Dahoud hat indes schon für die deutsche U18, U19 und U20 gespielt, kommendes Jahr könnte er Deutschland bei Olympia vertreten. Mit seinen Toren gegen Augsburg und Frankfurt, seinem Lattenkracher in der Champions League gegen Juventus Turin, vor allem aber mit seinen genialen Pässen sammelt er derzeit Argumente.

Nach seinem Treffer in Frankfurt riefen ihn sogar die Gladbach-Fans zur Humba an den Zaun, doch Dahoud winkte ab. „Ich war irgendwie zu schüchtern dafür. Vor so vielen Fans etwas zu rufen, das war ganz neu für mich“, sagte Dahoud: „Trotzdem war es natürlich ein Super-Gefühl.“

Dahouds Vertrag in Gladbach läuft noch bis 2018, zuletzt gab es Gerüchte um ein Interesse von Juventus Turin. „Wir werden Mahmoud Dahoud nicht abgegeben. Wie sagte Max Eberl so schön: Bei ihm braucht keiner anzurufen“, sagt Schubert. Schon Favre hatte immer wieder die Qualitäten Dahouds gelobt. „Er zeigt Sachen, oh là là“, sagte der Schweizer einmal – und zögerte dann doch, das Talent ins kalte Wasser zu werfen.

Nun aber hat Mo Dahoud den großen Schritt geschafft, der nur einer von vielen sein soll. An der Seite von Granit Xhaka soll der 19-Jährige auf der Doppel-Sechs weiter in Ruhe reifen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt so häufig spielen darf und genieße das alles sehr“, sagt Dahoud bescheiden. Große Sprüche überlässt er lieber anderen.