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September 2024

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Köln (SID) Nach einem turbulenten Jahr mit einer Achterbahn der Gefühle blickt Joachim Löw optimistisch in das EM-Jahr 2016. Nach dem schwarzen Freitag von Paris ist die Vorfreude auf das Turnier aber gedämpft.

Über die Feiertage genoss Joachim Löw die Ruhe. Doch in Gedanken war der Bundestrainer bereits im kommenden Sommer, wenn er mit der deutschen Nationalmannschaft bei der EURO in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) den Titel holen und zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Brasilien erneut den Pokal in den Abendhimmel recken will. „Das ist unser großes Ziel, endlich auch den vierten EM-Titel für Deutschland zu gewinnen“, sagt der 55-Jährige, der das EM-Turnier aber nur als eine Zwischenstation auf dem Weg ins WM-Finale 2018 in Moskau betrachtet.

„Die EM ist ein wichtiges Zwischenziel auf dem Weg 2018 in Russland. Ich glaube, dass es etwas ganz, ganz Besonderes ist, wenn wir es schaffen würden, den Weltmeistertitel zu verteidigen. Das hat noch keine deutsche Mannschaft in der Geschichte geschafft“, sagte Löw B5 aktuell über seine Planungen und stellte zudem klar: „Ich will auf Dauer mit der Mannschaft die Nummer eins bleiben.“

Der Bundestrainer weiß aber nach einer holprigen, wenngleich am Ende souveränen EM-Qualifikation, dass er auch als WM-Macher enorm unter Druck steht. Seinen Vertrag hatte er zwar vorzeitig bis 2018 verlängert, doch ein frühes Scheitern in Frankreich könnte natürlich auch seine Zukunft beeinflussen. „Wenn die EM komplett in die Hose geht, dann gibt es vielleicht eine Situation, über die man diskutieren muss“, sagte Löw und stellte gleichzeitig klar: „Ich kann versichern, dass ich niemanden brauche, der mir eines Tages sagt, dass ich nicht mehr der Richtige für diesen Job bin.“

Löw, seit 2006 Cheftrainer der DFB-Auswahl, ist aber optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass wir bei dem Turnier weit kommen.“ Bei der Gruppen-Auslosung hatte der viermalige WM-Champion mal wieder das Glück auf seiner Seite und in der Ukraine, Polen und Nordirland lösbare Aufgaben erhalten. Doch bevor sich Löw mit dem Feinschliff seiner Mannschaft und der Vorbereitung auf diese Gegner beschäftigt, gilt es diesmal auch, seine Spieler auf anderer Ebene auf das Turnier einzustimmen.

Vor dem ersten Länderspiel-Doppelpack im EM-Jahr in Berlin gegen England (26. März) und in München gegen Italien (29.) will Löw mit seinem Team auch den 13. November mit den verheerenden Terroranschlägen in Paris beim Länderspiel gegen Frankreich noch einmal speziell aufarbeiten. Auch die Absage des Tests gegen die Niederlande wenige Tage später in Hannover wegen einer Terrorwarnung wird noch einmal thematisiert. „Darüber müssen wir einfach noch einmal reden, bevor wir uns wieder dem Tagesgeschäft widmen“, so Löw.

Grundsätzlich will er sich aber nicht von den Terroristen die Vorfreude auf das Turnier verderben lassen und das auch seinen Profis vermitteln. Man müsse die Mannschaft auf die zwei Vorrundenspiele in der französischen Hauptstadt vorbereiten und einstellen, um „die unangenehmen Erinnerungen nicht mit ins Turnier zu nehmen“.

Die DFB-Auswahl spielt am 16. Juni gegen Polen im Stade de France, in dem sie nach dem Frankreich-Spiel die ganze Nacht verbringen musste. Am 21. Juni trifft sie im Pariser Prinzenpark auf Nordirland. „Ich bin sicher, dass die französische Regierung alles tun wird, um bei der EM-Endrunde größtmögliche Sicherheit zu garantieren“, sagte Löw, der hofft, dass im neuen Jahr der Fußball wieder in den Mittelpunkt seines Lebens rückt.