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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Igls, Österreich (SID) Auf den letzten Metern hielt die WM in Igls Mitte Februar dann doch noch eine herbe Enttäuschung für die deutschen Bobs bereit. In der Königsklasse musste Francesco Friedrich das scheinbar sichere Gold im entscheidenden Lauf an Oskars Melbardis abgeben, und nicht nur für den Sachsen war diese Silbermedaille eine Niederlage.

Natürlich sehe man die Entscheidung im Vierer „mit einem weinenden Auge“, sagte Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD), und für Bundestrainer Christoph Langen hatten alle Ampeln für den nächsten deutschen Titel in Igls bereits „grün geleuchtet“. Schwab brachte dann aber das positive Fazit dieser WM in wenigen Worten doch noch auf den Punkt.

„Wir dürfen jetzt nicht überheblich werden“, sagte der 53-Jährige: „Wir müssen mit diesem zweiten Platz leben, und wir können damit leben.“ Nur zwei Jahre nach der Olympia-Schmach von Sotschi, als alle Medaillen verpasst wurden, sind die deutschen Bobs zweifellos zurück in der Weltspitze. WM-Titel durch Anja Schneiderheinze, Gold im Zweier durch Friedrich, der um ein Haar auch im Viererbob erstmals triumphiert hätte.

Für den deutschen Kufensport war es eine große WM, der BSD ist auf einem sehr guten Weg Richtung Olympia 2018 in Pyeongchang. Die Top-Athleten bestimmen am Start und fahrerisch das Weltniveau mit, und auch das Material ist siegfähig – allen internen Unkenrufen zum Trotz.

Die Schlitten des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) waren nach Olympia der große Streitpunkt, sie wurden als Hauptgrund für die krachende Niederlage ausgemacht. Langen übte öffentlich immer wieder heftige Kritik, zwischen Leistungssportlern und Schlittentüftlern musste sogar ein Vermittler installiert werden.

Schon in der nacholympischen Saison schlugen die Veränderungen an, in diesem Winter holten die deutschen Schlitten neun Weltcupsiege. Verbesserungspotenzial gibt es wohl weiterhin, und Bundestrainer Langen sprach das auch in dieser Saison öffentlich an. „Wir entwickeln in Deutschland herum und kommen nicht zu Potte“, sagte der 53-Jährige noch im Januar in Bezug auf die Frauenschlitten, die tatsächlich hinterherfuhren. Langen ist bekannt für eine klare Meinung und klare Worte, in der Zusammenarbeit mit dem FES ist und bleibt derartige öffentliche Kritik allerdings ein Problem.

Es sei zwar wichtig, „Verbesserungspotenzial aufzudecken“, sagt Michael Nitsch, Projektleiter Bob beim FES, und auch im Erfolgsfall werde stets kritisch hinterfragt, aber: „Wir führen die Diskussion nicht öffentlich. Denn das ist nicht gut – und passt auch nicht zu den Absprachen.“

Schwankungen bei der Leistungsfähigkeit des Sportgeräts seien indes ganz normal, es ist eben ein Entwicklungsrennen in der Eisbahn. „Es ist eine Sinuskurve, ich kenne das seit 17 Jahren“, sagt Nitsch: „Mal ist der Zweier schnell, mal der Vierer, mal beide, mal keiner.“

Stand jetzt sehen die Entwickler das Bobprojekt mit Blick auf Olympia 2018 „im Tritt“. Es gebe Grund zu Optimismus, „wir wissen eher als vor Sotschi, wo die Reise hingeht“. Die Ergebnisse geben den Tüftlern recht.