Köln (SID) Nach der Kritik von Tischtennis-Rekordeuropameister Timo Boll (Düsseldorf) an angeblich manipulierten Schlägerbelägen erwägt der Weltverband ITTF die Einführung von wirksameren Kontrollen. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge könnte die Exekutive bei der bevorstehenden Mannschafts-WM in Kuala Lumpur (28. Februar bis 6. März) die Einführung eines von einem Regensburger Chemie-Professor entwickelten Prüfverfahrens schon zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) beschließen.
Boll hatte Ende Januar Manipulationen an den Belägen durch verbotene Nachbehandlungen beklagt. Seinen Angaben zufolge würden 80 Prozent der Weltklassespieler, insbesondere allerdings auch die seit Jahren dominierenden Chinesen, ihr Material so „tunen“, dass der wichtige Katapulteffekt beim Schlag gegen den Ball auf regelwidrige Weise erheblich verstärkt würde.
Das neue Kontrollverfahren soll den Angaben des Entwicklers zufolge in wenigen Minuten Abweichungen der Beläge von den jeweils zulässigen Grundwerten und damit verbotene Nachbehandlungen nachweisen können. Für den Fall einer Entscheidung zugunsten der Einführung von entsprechenden Kontrollen will die ITTF das Messverfahren mit einem maximal 20.000 Euro teuren Spezialgerät bei ihren wichtigsten Turnieren wie Olympia oder WM-Wettbewerben einsetzen.
„Wenn die ganze Sache mit einem vertretbaren Aufwand umzusetzen und zu finanzieren ist, wird niemand etwas dagegen sagen“, zitierte die FAZ den ITTF-Präsidenten Thomas Weikert (Limburg). Boll zweifelt indes an einer schnellen Lösung. „Die Mühlen in unserer Sportart mahlen relativ langsam. Ich bin aus langjähriger Erfahrung skeptisch“, sagte Boll.