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April 2024

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Lillehammer, Norwegen (SID) – Echtes olympisches Flair, gelungene Experimente und viel Lob: Die 2. Olympischen Jugend-Winterspiele in Lillehammer vom 12. bis zum 21. Februar wurden für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und die norwegischen Organisatoren zum Erfolg.

„Ich habe den Eindruck, dass die Spiele für die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein ganz besonderer Höhepunkt in ihrem Leben sind und bleiben werden“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann dem SID vor der Abschlussfeier, und Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig fügte hinzu: „Das waren fröhliche und erfolgreiche Spiele. Unsere Sportler haben sich positiv, kämpferisch und erfolgreich präsentiert. Sie konnten Erfahrung, Inspiration und Motivation mitnehmen.“

In Norwegen gab es für das 44-köpfige Team des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) inklusive Silber im abschließenden Biathlon-Teamwettbewerb am Sonntag 22 Medaillen – jeweils siebenmal Gold und Silber sowie achtmal Bronze. Bei der Premiere der „Mini-Winterspiele“ 2012 in Innsbruck waren es noch 17 Medaillen. Doch die sportliche Bilanz, das war schon vorher klar, spielte in Lillehammer für die DOSB-Spitze nur eine Nebenrolle. „Die deutsche Mannschaft hat ein stimmiges und geschlossenes Mannschaftsbild abgegeben und auch einige schöne Erfolge erzielt“, sagte der DOSB-Präsident.

Mit Absicht hatte der Dachverband im Vorfeld keine Medaillenvorgaben gemacht. Die 15- bis 18-Jährigen sollten an den neun Wettkampftagen in Lillehammer nicht unter zu großem Druck stehen, sondern vor allem Erfahrungen sammeln.

Dazu passte auch das Programm des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das auffallend viel experimentierte, als wolle es Verbesserungspotenziale für seine „großen“ Winterspiele ausloten. Neue Disziplinen wie Monobob, Skilanglauf-Cross oder die Eishockey Skills Challenge sorgten in der Tat für frischen Wind und großen Spaß auf Schnee und Eis.

Mit ihrer Leichtigkeit haben die Jugend-Spiele der olympischen Bewegung zu Pluspunkten in der Öffentlichkeit verholfen. „Diejenigen, die das vor Ort miterlebt haben, nehmen sicher positive Erinnerungen an Olympia mit“, sagte Hörmann.

Auch IOC-Präsident Thomas Bach gab sich gegenüber dem SID zufrieden: „Wir haben außergewöhnliche Spiele erlebt, mit einer einzigartigen Atmosphäre und Organisation. Die Athleten hatten immer ein Lachen auf den Lippen. Wir können mehr als glücklich mit diesen Spielen sein.“

Die Bronzemedaille von Erik Betzold in der Eishockey Skills Challenge war eines der Highlights aus deutscher Sicht. Nach sechs Disziplinen – schnellste Runde, Schusspräzision, Wendigkeit, Schussgeschwindigkeit, Passgenauigkeit und Puck-Kontrolle – musste sich der 16-jährige Kölner nur dem Rumänen Eduard Casaneanu und dem Slowaken Sebastian Cederle geschlagen geben. „Es ist ein überwältigendes Gefühl, eine Medaille zu gewinnen“, sagte Betzold im Anschluss schon wie ein Großer.

Ein weiterer Höhepunkt war der erste Platz des Mixed-Teams im Ski-Snowboardcross. Jana Fischer (Löfflingen), Celia Funkler (Tuttlingen), Sebastian Pietrzykowski (Ebingen) und Cornel Renn (Hindelang) rasten zum historischen Gold, da der Wettbewerb in dieser Form noch nie ausgetragen wurde. „Die Zusammenarbeit mit den Skicrossern war geil“, sagte Snowboard-Coach Korbinian Hader. Zudem holten die Rodel-Staffel, der nordische Kombinierer Tim Kopp (Klingenthal) und Biathletin Juliane Frühwirth (Tambach-Dietharz) Gold.

Auch für die Gastgeber wurde das Jugend-Spektakel zu einem Erfolg. In Lillehammer erwachten Erinnerungen an die Olympischen Winterspiele 1994, die wegen ihrer freundlichen Atmosphäre und kurzen Wege heute noch als (vielleicht letztes) Wintermärchen gelten. Kein Wunder, dass der Ruf nach einer erneuten Bewerbung laut wurde, nachdem die Hauptstadt Oslo mit Lillehammer ihre Bewerbung um die Winterspiele 2022 wegen Widerständen aus Politik und Bevölkerung Ende 2014 zurückgezogen hatte.

„Die Bewerbung für 2022 war Oslo mit Lillehammer. Ich denke, wir sollten das umdrehen“, sagte Lillehammers Bürgermeister Espen Granberg Johnsen jetzt der Süddeutschen Zeitung und fügte an: „Wir sollten uns für 2026 bewerben.“

Für derlei Ziele kam es gelegen, dass sich die Kosten für die Jugendspiele in Grenzen hielten und so keine Kritik am olympischen Gigantismus aufkam. Auf rund 30 Millionen Euro beliefen sich die Ausgaben, ein Drittel davon hat das IOC beigesteuert.

Nicht von ungefähr werden in München derzeit schon Stimmen laut, die eine Bewerbung um die Jugendspiele ins Gespräch bringen.

 

YOG-Medaillen für deutsche Sportler in Lillehammer

Gold

  • Biathlon: Juliane Frühwirth/Tambach-Dietharz
  • Monobob: Laura Nolte/Winterberg
  • Monobob: Jonas Jannusch/Sonneberg-Schalkau
  • Nordische Kombination: Tim Kopp/Klingenthal
  • Rodeln Teamstaffel: Jessica Tiebel/Altenberg, Paul-Lukas Heider/Ilmenau, Hannes Orlamuender-Paul Gubitz/Zella-Mehlis
  • Ski alpin Mixed-Team: Lucia Rispler/Kleinwalsertal, Jonas Stockinger/Herzogsreut
  • Snowboard Cross Team: Jana Fischer/Löfflingen, Celia Funkler/Tuttlingen,  Sebastian Pietrzykowski/Ebingen, Cornel Renn/Hindelang

Silber

  • Biathlon Mixed-Staffel:  Juliane Frühwirt/Tambach-Dietharz, Franziska Pfnür/Ramsau, Simon Groß/Ruhpolding, Danilo Riethmüller/Clausthal-Zellerfeld
  • Rodeln: Jessica Tiebel/Altenberg
  • Rodeln: Paul-Lukas Heider/Ilmenau
  • Rodeln: Paul Gubitz-Hannes Orlamünder/Zella-Mehlis
  • Skeleton: Hannah Neise/Winterberg
  • Ski alpin/Riesenslalom: Katrin Hirtl-Stanggassinger/Königssee
  • Skisprung Mixed-Team: Agnes Reisch/Isny, Jonathan Siegel/Baiersbronn, Tim Kopp/Klingenthal

Bronze

  • Nordische Kombination Mixed-Team: Agnes Reisch/Isny, Tim Kopp/Klingenthal, Jonathan Siegel/Baiersbronn, Anna-Maria Dietze/Neuhausen, Philipp Unger/Stützengrün
  • Shorttrack/1000m: Anna Seidel/Dresden
  • Skeleton: Robin Schneider/Ilmenau
  • Ski alpin/Kombination: Katrin Hirtl-Stanggaßinger/Königssee
  • Ski alpin/Riesenslalom: Anton Grammel/Kressbronn
  • Skisprung: Jonathan Siegel/Baiersbronn
  • Snowboard Cross: Sebastian Pietrzykowski/Ebingen
  • Eisschnelllauf Mixed NOC Teamsprint: Chiara Cristelli/ITA, Mihaela Hogas/ROU, Ole Jeske/Dresden, Allan Dahl Johansson/NOR
  • Eishockey Skills Challenge: Erik Betzold/Köln