München (SID) Die UEFA will eine Superliga für die besten Vereine und größten Stars – für noch mehr Geld. Es wäre eine Revolution in Europas Klubfußball.
Eine elitäre Superliga, das „Who is Who“ des europäischen Klubfußballs endlich vereint – dieser große Traum von Karl-Heinz Rummenigge nimmt offenbar Gestalt an: Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat das Flehen des Chefs der einflussreichen Klubvereinigung ECA wohl erhört und plant eine neue Eliteklasse als dritten Europapokalwettbewerb.
Über diese „fundamentale Neuordnung“ des europäischen Vereinsfußballs, die einer Revolution gleich käme, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung Mitte März unter Berufung auf UEFA-Kreise. Demnach sollen der FC Bayern, die spanischen Spitzenteams FC Barcelona und Real Madrid, Paris St. Germain aus Frankreich oder englische Topklubs wie Manchester United oder Manchester City in einer Premiumklasse zusammenkommen. Diese soll noch über der Champions und Europa League stehen.
Die Diskussionen über diesen Wettbewerb seien fortgeschritten, hieß es. Geplant sei jedoch weder eine geschlossene Gesellschaft für die umsatzstärksten Vereine, noch ein Turnier – aber „eine Luxusliga mit selektiverer sportlicher Qualifikation und dadurch höherer Attraktivität sowie gesteigertem Vermarktungspotenzial“.
Bayern-Boss Rummenigge hatte Gedankenspiele zu einer Superliga erst im Januar öffentlich gemacht. Er wolle die Gründung einer Liga, „in der die großen Teams aus Italien, Deutschland, England, Spanien und Frankreich spielen, in Zukunft nicht ausschließen“, sagte er damals.
Die UEFA verwies auf SID-Anfrage darauf, dass aktuell „keine konkreten Vorschläge auf dem Tisch“ lägen. Laut Interims-Generalsekretär Theodore Theodoridis soll es aber bis Ende des Jahres eine Entscheidung über eine mögliche Neustrukturierung der Klubwettbewerbe für die Zeit nach Ablaufen der aktuellen Vereinbarung (2018) geben.
„Das Thema befindet sich bei Vereinen und der UEFA gerade in der Diskussionsphase“, sagte Rummenigge der FAZ. Michele Centenaro, Rummenigges Generalsekretär, betonte, die ECA strebe unter UEFA-Hoheit eine „Verbesserung der Champions League“ an.
Die Motivation ist klar: Die Klubs hoffen in einer neuen Superliga auf mehr Geld. Von einer Verdopplung der Einnahmen ist die Rede. Derzeit zahlt die UEFA in der Champions League fast 1,3 Milliarden Euro an Prämien, der Sieger alleine darf mit 60 bis 90 Millionen Euro rechnen. Die Mehreinnahmen könnten auch über Spiele in Asien oder Nordamerika generiert werden.
Für die Qualifikation zur neuen Eliteklasse sollen neben sportlichen Kriterien Faktoren wie Attraktivität der Vereine und Bedeutung im Marketingbereich berücksichtigt werden. Die nationalen Ligen sollen ebenfalls profitieren, weil sie mit mehr Klubs auf europäischer Ebene vertreten sein würden. Im Falle der Bundesliga könnten drei Teams in der Superliga und weitere sieben in Champions und Europa League spielen.
Für die Bundesliga könnte eine Superliga, „wenn sie gut konzipiert ist“, von Vorteil sein, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert zuletzt. „Sie könnte für die Klubs globale Aufmerksamkeit mit sich bringen.“
Auch Bayern-Trainer Pep Guardiola nannte die Pläne „interessant“. Von einer offenbar nicht mehr diskutierten Abspaltung der Topklubs hält er jedoch nichts. „Was ist dann mit den heimischen Ligen?“, fragte er und verwies auf „die Kultur“ der jeweiligen Fußball-Länder.
Diese dürfte jedoch, ganz nach Rummenigges Wunsch, eine Wandlung erfahren – so oder so.