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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Dortmund (SID) In einmaliger Atmosphäre haben Dortmunder und Mainzer Fußball-Fans am 26. Spieltag angemessen eines verstorbenen Fans gedacht. Das Sportliche spielte keine Rolle mehr.

Es waren bewegende, würdevolle, ganz starke Minuten des Fußballs, das wusste auch Reinhard Rauball. In tiefer Trauer und doch voller Stolz sprach der Präsident von Borussia Dortmund nach einem Spiel, dessen Ausgang so plötzlich belanglos geworden war, über den Tod eines 79-Jährigen auf der Südtribüne. Wie die Fans die Würde in den Vordergrund gestellt haben, ihre Menschlichkeit, wie sie dann ihre Trauer zelebriert haben, das habe ich noch nicht erlebt. Das ist unsagbar schön, sagte Liga-Präsident Rauball.

81.000 Zuschauer hatten ihre Fahnen zusammengerollt, die Gesänge eingestellt, die Transparente von den Zäunen geholt. Gemeinsam sangen alle: You’ll never walk alone. Das ging per WhatsApp rum, in den Sozialen Medien und hat das ganze Stadion erreicht, auch die Mainzer, sagte Rauball. Ich kritisiere die Fans gern, wenn sie über die Stränge schlagen. Aber nun gebührt ihnen ein Kompliment allerhöchsten Ausmaßes. Was sie an Ehre in sich tragen, mit welchem Gespür sie fühlen, was angemessen ist: Das kann man besser nicht zum Ausdruck bringen.

Die andächtige Stille im ansonsten lautesten Stadion der Bundesliga erinnerte den Interimspräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sogar an die Stimmung im Stade de France nach dem Terror von Paris am 13. November. Auch das kommt in solchen Momenten wieder hoch, sagte er, Kapitän Mats Hummels berichtete Ähnliches: Es gab große Parallelen zu Paris. Alle waren ruhig, aber aufgewühlt. Und wir wussten, es musste etwas geschehen sein – aber nicht, was. Ganz eigenartig.

Ein 79-Jähriger war in der Südwest-Ecke der Südtribüne zusammengebrochen, offensichtlich nach einem Herzinfarkt. Er starb während der ersten Halbzeit trotz Reanimationsversuchen. Einen zweiten medizinischen Notfall gab es nicht weit entfernt – ein 55-Jähriger wurde erfolgreich wiederbelebt. Sein Zustand ist stabil.

„Wir sehen es jeden Tag: Es gibt viel Wichtigeres als ein Fußballspiel. Unser Beileid und gesamtes Mitgefühl gilt den Angehörigen und allen Betroffenen. Das war beklemmend, sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dankte auf der Vereins-Webseite explizit auch den Gästen für die Sensibilität. Das nötigt mir unfassbaren Respekt ab, sagte Rauball. Mancher Spieler hatte feuchte Augen.

Der Mainzer Abwehrspieler Leon Balogun sah sogar einen noch tieferen Bezug. Nach dem Fall Robert Enke haben alle an mehr Menschlichkeit im Fußball appelliert, betonte er: Da war es sehr schön, wie alle reagiert haben. Als der Stadionsprecher Norbert Dickel mit gebrochener Stimme Sekunden nach dem Abpfiff alle informierte, bekam BVB-Profi Nuri Sahin die Gänsehaut. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Das Spiel war ordnungsgemäß beendet worden, Shinji Kagawa traf in die Stille hinein zum Endstand von 2:0 (1:0). Das 1:0 hatte Marco Reus erzielt. Das spielte jedoch längst keine Rolle mehr.