Phoenix, USA (SID) – Der größte Boxer der Geschichte hat den Ring verlassen: Muhammad Ali ist am 3. Juni in Phoenix gestorben, „the Greatest“ wurde 74 Jahre alt. „Nach einem 32 Jahre langen Kampf mit der Parkinson-Krankheit ist Muhammad Ali von uns gegangen“, teilte sein Sprecher Bob Gunnell mit.
Mit Bestürzung, aber auch voller Dankbarkeit und Respekt gedachten Menschen in aller Welt am Samstag dem wohl bedeutendsten Sportler der Geschichte. „Er war ein überragender Champion, der für das gekämpft hat, was richtig war“, sagte US-Präsident Barack Obama in Washington: „Er hat die Welt bewegt. Er war ein Mann, der für uns gekämpft hat.“
Alis Tochter Hana schrieb bei Twitter: „Unser Vater war ein bescheidener Riese. Und nun ist er heim zu Gott gegangen. Gott segne dich, Daddy. Du bist die Liebe meines Lebens.“
Der frühere Schwergewichtsweltmeister war wegen Atemproblemen in eine Klinik in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona eingeliefert worden, im Laufe des Freitagabends verdichteten sich Berichte über eine rapide Verschlechterung seines Zustandes. Ali, geboren als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville/Kentucky, war seit 1984 an Parkinson erkrankt. 1981 hatte er seine Karriere beendet. Am 10. Juni wird Muhammad Ali in seiner Geburtsstadt im Rahmen einer öffentlichen Zeremonie beigesetzt, unter anderem wird auch Ex-US-Präsident Bill Clinton eine Grabrede halten.
„Ali, Frazier und Foreman, wir waren wie ein Mann. Ein Teil von mir ist heute von uns gegangen, der großartigste Teil“, schrieb George Foreman, einer von Alis größten Gegnern, bei Twitter. „Gott hat seinen Champion zu sich geholt“, schrieb der frühere Weltmeister Mike Tyson. Für Wegbegleiter Don King wird Alis „Geist für immer leben“, sagte der Promoter: „Er repräsentierte das, was jeder Athlet anstrebt, den unbedingten Siegeswillen. Er war fabelhaft, ein großartiger Mensch.“
IOC-Präsident Thomas Bach adelte Ali als „echten Olympioniken: Er war ein Athlet, der sich für Frieden und Toleranz eingesetzt hat, ein Athlet, der die Herzen der Menschen rund um den Erdball berührt hat. Ein Athlet, der sich weit über den Sport hinaus engagierte“, sagte Bach: „Ich habe ihn als ebenso stolzen wie bescheidenen Menschen kennengelernt, der mich inspiriert hat.“
Ali war schon zu Lebzeiten zur Legende geworden. „The Greatest“, dreimal „undisputed Champion“ aller Verbände, hatte den Boxsport geprägt wie kein Sportler vor oder nach ihm. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wählte ihn 1999 zum Sportler des Jahrhunderts. Alis Boxstil ging in die Geschichte ein, „schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene“, lautete das Motto des polarisierenden Sportlers.
Mit nie gesehener Eleganz gewann Ali die ganz großen Kämpfe, und mit wohl einzigartigem Selbstbewusstsein kommentierte er seine Siege. „Ich bin der beste Kämpfer aller Zeiten. Und gerade erst 22“, sagte Ali nach dem ersten WM-Sieg 1964 gegen Sonny Liston: „Ich muss der Größte sein. Ich bin der König der Welt. Ich bin schön.“ Später meinte er: „Es ist schwierig, bescheiden zu sein, wenn man so großartig ist wie ich.“
Unvergessen sind vor allem seine Jahrhundertkämpfe gegen Joe Frazier und Foreman. Im „Rumble in the Jungle“ am 30. Oktober 1974 in Kinshasa wurde er vom Favoriten Foreman rundenlang schwer getroffen, ehe er den bis dahin in 40 Fights ungeschlagenen K.o.-König in der achten Runde auf die Bretter schickte.
„Muhammad gab mir eine Überdosis von der großen Rechten. Er hat fair und anständig gewonnen, und jetzt bin ich einfach stolz, teil der Legende Ali zu sein“, sagte Foreman später.
Nach Niederlage und Sieg gegen Frazier im Madison Square Garden kam es am 1. Oktober 1975 zudem zum „Thrilla in Manila“. Nach der 14. Runde waren Fraziers Augen zugeschwollen. Trainer Eddie Futch warf das Handtuch. Kurz danach brach Ali mit einem Kreislaufkollaps zusammen – er hatte 440 Treffer kassiert, die meisten am Kopf. Viele sahen in dem selbstmörderischen Akt die Ursache für seine spätere Parkinson-Erkrankung.
Trotz seiner Großspurigkeit wurde Ali auch außerhalb des Rings für Millionen zum Vorbild. Mit ungeheurem Charisma und großer Überzeugungskraft, mit religiöser und politischer Geradlinigkeit durchbrach er unzählige Widerstände, vor allem für alle Afroamerikaner.
Zwei Tage nach seinem WM-Sieg über Liston konvertierte Ali zum Islam und legte den „Sklavennamen“ Cassius Clay ab. Er verweigerte den Kriegsdienst in Vietnam und nahm dafür in Kauf, dass er 1967 den WM-Titel verlor und für drei Jahre gesperrt wurde. „Er verzichtete auf Ruhm, Millionen von Dollars, um für das einzustehen, was sein Bewusstsein ihm rät“, sagte Martin Luther King.
Obama sagte am Samstag: „Sein Kampf außerhalb des Rings kostete ihn seinen Titel und seinen Ruf. Er brachte ihm viele Feinde und Verunglimpfungen ein, und beinahe wäre er im Gefängnis gelandet. Aber Ali stand seinen Mann. Sein Sieg hat uns geholfen, uns an das Amerika zu gewöhnen, das wir heute kennen.“
Seit seiner Erkrankung zog sich Ali mehr und mehr zurück, ganz wollte er auf öffentliche Auftritte aber nicht verzichten. Sein denkwürdigster gelang ihm bei Olympia 1996 in Atlanta, als er als Überraschungsgast mit zittriger Hand das olympische Feuer entzündete.
Sein soziales Engagement setzte er fort, auch zu politischen Themen sagte er weiter seine gewichtige Meinung. Erst im Dezember veröffentlichte Ali ein Statement, in dem er mit deutlichen Worten auf die Forderung von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nach einem Einreiseverbot für Muslime reagierte.
„Muhammad Ali hat dieses Land verwandelt und die ganze Welt mit seinem Geist beeinflusst“, sagt der langjährige Promoter Bob Arum über den „Größten der Welt“: „Sein Vermächtnis wird für immer Teil unserer Geschichte sein.“