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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Hamburg (SID) – Engere Zusammenarbeit, mehr Sendezeit und neue Perspektiven: ARD und ZDF wollen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) noch einmal die Muskeln spielen lassen. Dies hat einen triftigen Grund: Es könnte vorerst das letzte olympische Hurra der öffentlich-rechtlichen Sender werden.

„Rio bedeutet für uns Samba rund um die Uhr“, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey Ende Mai auf einer Pressekonferenz in Hamburg und bezeichnete die ersten Spiele in Südamerika als „besondere Herausforderung“. ARD und ZDF, die ihr Sendevolumen trotz des Sparkurses im Vergleich zu den Spielen 2012 von London aufstocken, „wollen noch einmal zeigen, was öffentlich-rechtliche Qualität bedeutet. Hintergründige, journalistische Berichterstattung, vielfältige Perspektiven und ein Live-Erlebnis zum Mitfiebern“.

Die beiden Sender werden von der Großveranstaltung mit rund 10.500 teilnehmenden Athleten aus mehr als 200 Ländern, die in 39 Sportarten um 306 Goldmedaillen kämpfen, im täglichen Wechsel insgesamt 340 Stunden im Fernsehen berichten. Hinzu kommen rund 1000 Stunden Livestreams im Internet, wo Nutzer ihr eigenes Programm zusammenstellen können.

Neu ist dabei das Angebot von Virtual Reality (VR). Mit der innovativen Übertragungstechnik können die User – ob mit einer entsprechenden 3D-Brille oder PC, Tablet und Smartphone – noch tiefer in die Sommerspiele eintauchen und neben der Eröffnungs- und Schlussfeier jeden Tag ausgewählte Wettkämpfe live im 360-Grad-Rundum-Blick und im VR-Format verfolgen.

Und doch könnte es mit dem öffentlich-rechtlichen Olympia-Zauber nach Rio vorbei sein, ARD und ZDF droht schon bei den Winterspielen 2018 ein historischer TV-Blackout. Sämtliche TV- und Multiplattform-Übertragungsrechte der Spiele 2018 bis 2024 liegen beim US-Unternehmen Discovery Communications. Die Muttergesellschaft des Spartensenders Eurosport zahlte dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) dafür im vergangenen Sommer satte 1,3 Milliarden Euro.

„Wir sind zurzeit in Gesprächen, was die Sublizenzen angeht“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres und bezeichnete große Sportereignisse wie die Olympischen Spiele als „Kitt der Gesellschaft. Da steht ein großer Wert auf dem Spiel“. Bekommen ARD und ZDF auch im Nachgang keine Lizenzen, würden sie 2018 erstmals in ihrer Geschichte nicht vom Weltfest des Sports berichten.

Beispiel für eine solche Sublizenz könnte die britische BBC sein, sie überträgt bis 2024 die Olympischen Spiele im Vereinigten Königreich. Die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt einigte sich mit Discovery auf eine Übertragung der Winterspiele 2022 und Sommerspiele 2024. Für Olympia 2016 bis 2020 war die BBC bereits Rechteinhaber.

ARD und ZDF setzen in Rio technisch und personell auf eine noch engere Zusammenarbeit als zuletzt. So wird das Olympia-Studio gemeinsam genutzt und viele der insgesamt 480 Mitarbeiter (wie in London) sind – ob bei Technik und Produktion oder auch der Kommentierung der Live-Streams im Netz – für beide Sender gleichermaßen aktiv. Die Produktionskosten würden laut Herres leicht über den von London (rund 20 Millionen Euro) liegen.