Leipzig/Berlin (SID) Trainer Ralph Hasenhüttl hat sich bei RB Leipzig innerhalb kürzester Zeit von der dritten Wahl zum Glücksgriff gemausert. Plötzlich wird sein Name auch in der Premier League gehandelt.
Schon an der richtigen Schreibweise scheitern die englischen Medien – wie soll dann erst der Name „Ralph Hasenhüttl“ ausgesprochen klingen? Dieser Zungenbrecher bleibt Reportern auf der Insel vorerst erspart, glaubt man dem Trainer des Bundesliga-Spitzenreiters RB Leipzig. An dem vom Boulevardblatt Sun verbreiteten Gerücht, dass „Ralph Hasenhuttl“ ein möglicher Nachfolgekandidat für Arsène Wenger beim englischen Topklub FC Arsenal ist, sei aktuell nichts dran.
„Der Artikel war nicht unbedingt rufschädigend“, sagte Hasenhüttl Anfang Dezember schmunzelnd: „Aber darüber müssen wir uns nicht so viele Gedanken machen. Ich habe hier in Leipzig mein Glück gefunden.“ Was der Österreicher in seinen ersten fünf Monaten beim finanzstarken Emporkömmling geschaffen hat, ist aber natürlich auch den europäischen Topklubs nicht verborgen geblieben.
Unter Hasenhüttl hat der Leipziger Vollgas-Fußball nochmal an Tempo gewonnen. Mit Aggressivität, schneller Balleroberung und rasantem Umschaltspiel rocken die „Bullen“ derzeit die Liga. Schalke 04, das am Samstag zum Spitzenspiel in Leipzig antrat und 2:1 verlor, hat trotz seiner beeindruckenden Aufholjagd noch immer 16 Punkte Rückstand auf den ungeschlagenen Aufsteiger.
Schalke-Trainer Markus Weinzierl hätte auch auf der anderen Seite stehen können, doch im Werben um den Ex-Augsburger hatten sich die Leipziger einen Korb geholt. Genau wie zuvor auch bei Thomas Tuchel. Doch den Makel der bestenfalls dritten Wahl hat Hasenhüttl längst abgelegt. Der 49-Jährige passt mit seiner Spielidee perfekt zum Team und zum Klub. „Meine ehemalige Mannschaft wurde mal als ‚Pressing-Monster von der Donau‘ beschrieben“, sagte der frühere Trainer des FC Ingolstadt: „Diese Arbeit gegen den Ball macht auch in Leipzig den Schwerpunkt aus.“
Bei RB arbeitet er jedoch mit deutlich mehr Klasse, die talentierten und lernwilligen Spieler sind zudem genau für diesen Überfall-Fußball ausgebildet oder verpflichtet worden. Trotzdem spricht es für Hasenhüttls Qualität als Trainer, dass seine Spieler regelmäßig Topwerte bei der Laufdistanz und der Sprint-Anzahl erzielen.
Hasenhüttl zeigte sich bislang aber auch taktisch flexibel, er scheut vor Umstellungen während des Spiels nicht zurück. Wegen dieser Qualität verglich ihn kürzlich Bayern-Star Arjen Robben mit der Trainer-Ikone Pep Guardiola: „Ralph Hasenhüttl hat schon in Ingolstadt super Arbeit geleistet und bringt seine Art zu spielen nun mit nach Leipzig. Man sieht seine Veränderungen sofort. Das ist ähnlich wie bei Pep.“
Beeindruckend ist auch, wie unaufgeregt Hasenhüttl mit der sprunghaft gestiegenen Aufmerksamkeit umgeht. Die Spitzen aus München und Dortmund, die mit jedem RB-Sieg heftiger werden, steckt der Österreicher stets mit einem charmanten Lächeln weg. Zudem hält er den Erfolgsdruck von seiner Mannschaft fern. „Für manche wäre es jetzt schon eine Enttäuschung, wenn wir nur in der Europa League spielen sollten. Das ist natürlich Schwachsinn hoch zehn!“, sagte Hasenhüttl der Kleinen Zeitung aus Österreich.
Mischt RB aber weiter die Liga auf, wird die Chance auf den Titel immer realistischer. Und dann kommen auch die Angebote für Hasenhüttl.