Frankfurt/Main (SID) Der frühere Nationalspieler Cacau will in seiner Rolle als Integrationsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein Vorbild sein.
Als Claudemir Jeronimo Barreto 1999 nach Deutschland kam, verlief seine Eingewöhnung in dem fremden Land alles andere als problemlos. „Ich bin bei Türk Gücü München gelandet und konnte kein Wort Deutsch“, erzählte der Ex-Nationalspieler, besser bekannt unter dem Namen Cacau, bei seiner Vorstellung als neuer DFB-Integrationsbeauftragter: „Der Trainer hat die Ansprache auf Türkisch gehalten, ein Mitspieler hat es auf Deutsch übersetzt – und ich habe beides nicht verstanden.“
Rund 17 Jahre später spricht der mittlerweile 35-Jährige nahezu perfekt Deutsch und hat eine imposante Karriere vorzuweisen. Über 300 Bundesligapartien für den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart, 23 Länderspiele für Deutschland, WM-Dritter 2010, deutscher Meister mit dem VfB 2007.
Wie sich auch andere Menschen mit Migrationshintergrund erfolgreich eingliedern können, möchte Cacau in seinem neuen Amt vermitteln. „Ich will nicht nur das Gesicht sein, ich möchte in das Thema eintauchen“, sagte der gebürtige Brasilianer, der im Oktober seine aktive Laufbahn beendet hat: „Ich will ein Beispiel für Leute sein, die nach Deutschland kommen. Ich werde Projekte besuchen, und ich werde Gespräche führen.“
Cacau wird viel zu tun haben. Schließlich haben 2,1 der sieben Millionen DFB-Mitglieder einen Migrationshintergrund – Tendenz steigend. In den vergangenen zwölf Monaten haben 40.000 Ausländer eine Spielberechtigung beantragt. Noch vor drei Jahren waren es gerade mal 10.000. Fast 3000 Vereine beteiligen sich mittlerweile an der Flüchtlings-Kampagne „1:0 für ein Willkommen“.
„Integration ist die Zukunftsfrage für den Deutschen Fußball-Bund schlechthin“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: „Ich empfinde Cacau in dieser Rolle deshalb als Glücksfall für den Verband und den gesamten deutschen Fußball. Für seine Ernennung sprach die Glaubwürdigkeit seines Lebensweges. Er verbindet soziale mit fachlicher Kompetenz.“
Laut Grindel „war es an der Zeit“, dass ein ehemaliger Aktiver den Posten übernimmt. „Wir wollen Cacau nicht einfach ins Schaufenster stellen“, betonte der Verbandsboss: „Er wird inhaltlich arbeiten und uns bereichern. Wir wollen mit ihm schauen, wie wir Menschen mit Migrationshintergrund dazu bringen, sich im Ehrenamt zu engagieren.“ Und zudem, so Grindel mit einem Augenzwinkern, „ist Cacau eine absolute Verstärkung für unsere Betriebsmannschaft“.
Dass sich der DFB für Cacau als Beauftragten entschieden hat, kommt nicht von ungefähr. Der Werdegang des Vaters von drei Kindern, der in Korb bei Stuttgart wohnt, ist wie gemalt für den Verband. „Je länger ich hier war, desto mehr kam das Gefühl von Heimat auf – obwohl meine Eltern und Geschwister noch in Brasilien leben“, sagte der frühere Stürmer: „Meine Kinder wurden hier geboren. Und mein ältester Sohn hat mir schon gesagt, dass er immer für Deutschland sein wird, wenn es gegen Brasilien geht.“