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März 2024

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Ein historischer Erfolg mit der Wiedergeburt des „Schemppions“ und das Podest-Comeback der Laura Dahlmeier: Die deutschen Biathleten sind vier Wochen vor der WM in Hochfilzen (08. bis 19. Februar) bereits in beeindruckender Medaillenform. Während Dahlmeier beim Heim-Weltcup in Oberhof Anfang Januar nach ihrer freiwilligen Erholungspause direkt auf Rang zwei stürmte, feierten Simon Schempp und Erik Lesser im Massenstart den ersten deutschen Doppelsieg seit zehn Jahren.

„Das ist ein großer Tag für den deutschen Biathlonsport. Zwei Deutsche bei einem deutschen Weltcup vorne. Besser geht es nicht!“, sagte Schempp, nachdem er sich eindrucksvoll in der Weltspitze zurückgemeldet hatte. In einem packenden Krimi mobilisierte erst der Uhinger und dann auch Lesser die allerletzten Kräfte – auf der Schlussgeraden überholten sie deshalb noch den französischen Dominator Martin Fourcade, der sich bei der Siegerehrung vollkommen zurecht vor dem deutschen Duo verbeugte.

„Er ist echt unheimlich stark“, sagte Schempp über Fourcade: „Und wenn man ihn dann schlägt, freut man sich umso mehr.“ Schempp sprach ganz richtig von „bester Werbung für den Biathlonsport, die jeden mitgerissen“ hat. Als dann wenig später noch Dahlmeier auch ohne Gelbes Trikot eine hervorragende Figur abgab und nur der neuen Gesamtweltcup-Führenden Gabriela Koukalova den Vortritt im Massenstart lassen musste, war der Abschluss der Oberhofer Biathlon-Festspiele endgültig gelungen.

„Ich habe wieder alles richtig gemacht, das war nach der Pause nicht so ganz einfach. Ich bin happy, dass der Einstand so gut war“, sagte Dahlmeier, die in Oberhof zugunsten des Saisonhöhepunkts auf Sprint und Verfolgung verzichtet hatte. Dass die WM aber eigentlich schon in der kommenden Woche stattfinden könnte, belegten die insgesamt neun Top-Ten-Ergebnisse der deutschen Skijäger am ersten Januar-Wochenende.

Am größten war die Freude dabei naturgemäß bei Schempp und Lesser, die den ersten Doppelsieg seit Michael Greis und Andreas Birnbacher im Februar 2007 einfuhren. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, schallte es dann auch trotz Nebel, Graupelschauern und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aus 18.000 Kehlen der ekstatischen Anhänger. „Vor so einer Kulisse zu laufen, macht immer Spaß und ist einfach unglaublich“, schwärmte Schempp.

Der 28-Jährige, der 295 Tage auf seinen elften Weltcuperfolg hatte warten müssen, entschädigte sich damit auch für die persönlich nicht ganz erfreulichen Momente in Oberhof in der Vergangenheit. Erst zwei Tage zuvor war er in der Verfolgung nach fünf Schießfehlern auf dem 20. Rang gelandet – nun aber tankte er „an einem großen Tag“ Selbstvertrauen für die weiteren Weltcups und gewann erstmals überhaupt am Rennsteig.

Was sich in Oberhof herauskristallisierte war zudem, dass neben Fourcade immer mehr Deutsche um den Sieg mitlaufen können. Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) belegte in der Verfolgung den zweiten Rang, Lesser (Frankenhain) hatte bereits vor dem glänzenden Schlussakkord mit zwei fünften Plätzen überzeugt.

„Das harte Krafttraining im Sommer zahlt sich jetzt aus“, sagte Lesser, der es „sehr merkwürdig“ fand, „dass ich Martin noch überholte. Ich dachte auf der Schlussrunde, dass ich um den fünften Rang kämpfe.“ Dank einer Meisterleistung auf der Zielgeraden überflügelte der 28-Jährige den Franzosen aber doch noch – und musste ausgerechnet Schempp dann etwas enttäuschen. „Sorry, Simon“, sagte Lesser, „aber wir können nicht feiern. Ich gehe heute Abend früh ins Bett.“