Frankfurt/Main (SID) Alexander Zverev ist da ganz offen. Einen Trainer Boris Becker könne er sich einfach nicht leisten, gab Deutschlands bester Tennisspieler am ersten Februar-Wochenende in Frankfurt zu. Dabei hätte der 19-Jährige in seinem Einzel gegen Steve Darcis, das die ebenso schmerzhafte wie unerwartete Davis-Cup-Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Belgien besiegelte, die Expertise des dreimaligen Wimbledonsiegers gut gebrauchen können. Und vielleicht erhält er sie ja in Zukunft auch. Gratis sogar.
Boris Becker und der Deutsche Tennis Bund – das könnte nach vielen Irrungen und Wirrungen in der Vergangenheit unter Umständen doch noch etwas werden. „Wenn einer wie er bereit ist, sich für das deutsche Tennis zu engagieren, wird der DTB ganz bestimmt nicht Nein sagen“, versicherte Dirk Hordorff, als Vizepräsident Sport der starke Mann im Verband. Hordorff sagte dem SID aber auch: „Michael Kohlmann steht als Teamchef nicht zur Diskussion.“
Boris Becker also in einer Rolle als Berater der deutschen Mannschaft und ihres bisweilen glücklosen, an der Niederlage gegen Belgien aber nicht schuldigen Kapitäns Kohlmann? „Becker hat eine ganz spezielle Aura, es wäre ausgesprochen positiv und wünschenswert, wenn wir ihn einbinden könnten“, sagte Hordorff: „Jemand mit seinen Qualitäten und seiner Erfahrung tut jedem Spieler und jeder Mannschaft gut.“
Und was sagt Becker? Am Montag nach der Davis-Cup-Niederlage erst einmal nichts, nachdem er beim Ball des Sports in Wiesbaden zu diesem Zeitpunkt überraschend Verhandlungen mit dem DTB offenbart hatte. „Der DTB hätte gerne, dass ich eine Rolle im Davis Cup übernehme“, sagte Becker im ZDF-Sportstudio: „Das ehrt mich erst mal, aber es ist noch nicht zu Ende diskutiert, was das ist.“ Zunächst wolle er sich dazu nicht weiter äußern, teilte sein Management später auf SID-Anfrage mit: „Gerne zu einem späteren Zeitpunkt.“
Es ist ja auch noch Zeit, bis Deutschland im Davis Cup wieder gefordert ist. Erst im September geht es in der Relegation gegen einen noch nicht feststehenden Gegner um den Klassenerhalt – zum dritten Mal in Folge seit 2015. „Wir hängen mal wieder in der Warteschleife, bis wir uns das nächste Mal präsentieren dürfen“, sagte DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard in Frankfurt: „Das tut weh, denn wir hatten eine wirklich große Chance, das Viertelfinale zu erreichen.“
Diese Chance gegen eine belgische Mannschaft, die ohne ihren Weltranglistenelften David Goffin als Außenseiter angereist war, erhielt dann aber schon durch die nicht einkalkulierte Auftakt-Niederlage von Philipp Kohlschreiber gegen Steve Darcis einen empfindlichen Dämpfer. Danach lief nichts mehr wie geplant: Zwar glich Alexander Zverev gegen Arthur De Greef zum 1:1 aus, doch Kohlschreiber trat nach dem vierstündigen Match gegen Darcis nicht wie ursprünglich vorgesehen zum Doppel an.
Das bestritten dann die zeitweise regelrecht konfus agierenden Zverev-Brüder, speziell Andy Murray-Bezwinger Mischa Zverev fand nie zu seinem Spiel, wirkte fahrig und übernervös. Deutschlands bester Doppelspieler Philipp Petzschner, Nr. 71 der Doppel-Weltrangliste, stand übrigens nicht im Aufgebot, Kohlmann hatte sich stattdessen für Jan-Lennard Struff entschieden. „Weil Petzsche eine lange Verletzungspause hinter sich hat und ich eigentlich dachte, wir seien mit Nummer 21, 28, 34 und 60 im Einzel gegen Belgien gut aufgestellt“, sagte Kohlmann dem SID. Manchmal ist aber eben auch das Beste nicht gut genug.