Köln (SID) Die Heim-WM war für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) auch wirtschaftlich ein Erfolg. Der Gewinn soll in die Nachwuchsarbeit fließen.
An die nächste Heim-WM wollte Franz Reindl noch nicht denken. „Ich bin einfach zu alt für sowas“, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) lachend. Doch der 62-Jährige weiß, dass Weltmeisterschaften auf eigenem Eis notwendig sind, wenn die deutschen Puckjäger in Zukunft um Medaillen spielen wollen. Sie spülen Geld in die Kasse, das der Verband dringend für verbesserte Nachwuchsarbeit benötigt.
Mehr als zwei Millionen Euro bringt die gemeinsam mit Frankreich ausgerichtete WM, die am Sonntag zu Ende geht, dem DEB. Mit über 675.000 Zuschauern in Köln und Paris wurden die kalkulierten Einnahmen aus dem Kartenverkauf übertroffen und der Gesamtetat von 24 Millionen Euro erfüllt. Zur Höhe des Gewinns auf der deutschen Seite wollte sich Reindl noch nicht äußern. „Wir müssen erst Kassensturz machen“, sagte er, „aber klar ist: Wir machen kein Minus.“
Für die Übertragung seiner Rechte und Pflichten an das WM-Organisationskomitee steht dem DEB eine Beteiligung an den Zuschauereinnahmen zu, die Reindl vor dem Turnier auf 1,5 bis zwei Millionen Euro beziffert hatte. Ein möglicher Überschuss im separat abgerechneten deutschen WM-Teil müsste mit der Schweizer Marketingagentur Infront geteilt werden, die wie der DEB mit 50 Prozent am OK beteiligt ist.
Das Geld fließt in das Programm „Powerplay 26“, das mit intensivierter Nachwuchsarbeit die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bis 2026 zu einem Medaillenkandidaten bei Olympia und WM machen soll. „Hier generieren wir das Geld, das wir brauchen, um vorwärts zu kommen“, erklärte Reindl, „diesmal müssen wir keine Löcher stopfen.“ Sein Vorgänger Uwe Harnos hatte den Gewinn der Heim-WM 2010 in Höhe von 1,5 Millionen Euro noch dazu verwendet, ein jährliches Minus im Verband von bis zu 600.000 Euro auszugleichen.
Mit der Wiederaufnahme der Profiligen DEL und DEL2 und der Einführung von Einzellizenzgebühren für die Aktiven konnte vor zwei Jahren der Kollaps des DEB abgewendet werden. Reindl kann jetzt in die Zukunft investieren – vor allem in Trainer für den Nachwuchs. „Wir haben einen Wechsel von zehn Trainern durchgeführt und neue Honorartrainer eingestellt“, berichtete der DEB-Präsident, „zusammen sind es jetzt 18, aber es sollen mehr werden.“
Mit dem Diplom-Sportwissenschaftler Stefan Schaidnagel ist erstmals ein Bundestrainer mit dem Aufgabenbereich „Wissenschaft und Ausbildung“ eingestellt worden. „Wir brauchen unten die besten Trainer“, betonte Reindl. Im Idealfall soll jährlich eine Million Euro zusätzlich in die Nachwuchsarbeit fließen – durch neue Sponsoren, die die neue Ausrichtung des Verbandes unterstützen, und durch WM-Gewinne.
Die Austragung in zwei Ländern hält Reindl für „ein Zukunftsmodell“. Eine WM mit 64 Spielen sei alleine nicht mehr zu stemmen. „Ich hätte Angst, weil die Erwartungen so groß geworden sind“, gab er zu. Die Heim-Weltmeisterschaften 2001 und 2010 hatte er für den DEB noch komplett in Deutschland organisiert, damals war der Etat aber noch zehn Millionen Euro niedriger. Bis 2021 sind die jährlichen WM-Turniere vergeben. Eine erneute deutsche Bewerbung stehe „jetzt nicht im Raum“, betonte Reindl, „das wird dann auch für andere Leute wichtig sein, nicht für mich.“