„Generation Mitte“. Menschen im mittleren Alter, die ihren Weg finden müssen zwischen Beruf, Familie und eigenen Bedürfnissen. Die ihre Mitte finden müssen. Die Sportvereine können hier mit vielfältigen Angeboten helfen, dass die „Life-Work-Balance“ gelingt. Denn Bewegung bringt Balance und Ausgleich. Gleichermaßen sind die Vereine auf diese Altersgruppe auch im Ehrenamt angewiesen. Im Porträt: Carmen Hennemann von der DJK TuSA 06 Düsseldorf – eine typische Vertreterin der „Generation Mitte“.
Sie ist eine lebende Uhr. Ihre Stunden- und Minutenzeiger heißen Disziplin und Verlässlichkeit. Ihr Antrieb ist wie der Sekundenzeiger: Tack, Tack, Tack geht es – ohne Unterlass.
Carmen Hennemann. Sie ist: alleinerziehende Mutter, Krankenschwester im 3-Schichtensystem und Übungsleiterin von sechs Sportkursen pro Woche. Wie ein Schlachtplan des Alltags hängt ein Kalender in ihrer Küche – links neben der Tür und auf Augenhöhe. Geburtstage, Feste stehen zwischen Schul- und Spielzeiten, Dienst- und Trainingsplänen. Sie blickt auf das Blatt mit klarem Blick und auffallend gerader Körperhaltung – einknicken gilt nicht. Das Blatt zeigt den Monat Juli. Jeder Tag ist gefüllt, weiße Felder gibt es kaum.
Alles durchgetaktet
Montag, 3. Juli, 14:30 Uhr. Ihre Schicht als Krankenschwester ist zu Ende, ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Übungsleiterin bei der DJK TuSa 06 Düsseldorf hat noch nicht begonnen. Wäsche waschen oder Geschirr wegräumen erledigt sie jetzt im Vorbeiflug. Um 15:00 Uhr kommt ihr Sohn nach Hause. Familienzeit. Dann 18 Uhr: Carmen packt ihre Tasche und fährt zur Sporthalle. Ist sie schon einmal zu spät gekommen? „Noch nie – die Teilnehmer können sich auf mich verlassen, da müsste schon was Dramatisches passieren…“ Das Training beginnt pünktlich um 18:30 Uhr. Und wen wunderts‘: Jede Sportstunde gestaltet die 40-Jährige als eine in sich getaktete Einheit, unterteilt in Phasen.
Die lizenzierte Übungsleiterin C und B kennt sich aus im Präventionssport des Bewegungs- und Haltungsapparats und der Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter. Und sie schaut auf 20 Jahren als aktive Vereinssportlerin. 10 Jahre betrieb sie Tanzsport, dann entdeckte sie den Breitensport. Der Weg zur Übungsleiterin war folgerichtig, um andere zu motivieren, Sport zu treiben. „Ich hatte eine Trainerin, die war mein Vorbild. Sie war immer gut gelaunt und ihre positive Art, mit uns Sportlerinnen umzugehen, war toll. Das hat in mir den Wunsch geweckt, selbst Kurse zu leiten.“
Auch in ihrem Verein war die Mitgliederzahl der „Generation Mitte“ über Jahre rückläufig. Carmen nennt Gründe: Abiturstress, Ausbildungs- oder Studienzeiten, Familiengründung, arbeitsbedingter Wohnortwechsel. Dann kam ihr gemeinsam mit dem Vorstand die entscheidende Idee, die Frauen und Männer zwischen 27 und 40 Jahren scharenweise in den Verein locken sollte.
Die Trainingszeiten wurden so gelegt, dass Berufstätige auf jeden Fall die Chance hatten, teilzunehmen. Das ganze gebunden an einen Kurs- und nicht an einen Jahresbeitrag. „Nach einem Jahr war der erste Kurs voll und wir konnten einen zweiten anbieten.“ Mund zu Mund-Propaganda machte einen dritten und vierten Kurs möglich. „Die Generation Mitte ist wieder zurück in unserem Verein.“
Präzise wie eine Schweizer Uhr
Mittlerweile ist die Nachfrage so groß, dass sie fünf Erwachsenengruppen machen könnte. „Aber das schaffe ich zeitlich nicht“, räumt Hennemann ein. Sie hofft, dass sich bald der eine oder andere berufen fühlt, selbst in ihre Fußstapfen als Übungsleiterin zu treten. „Das Vereinsleben selbst aktiv mitzugestalten ist mir wichtig. Dazu gehört auch, andere zu motivieren, Übungsleiter zu werden.“ Als sie das sagt, funkeln ihre Augen vor Freude.
Carmen Hennemann: präzise wie eine Schweizer Uhr. Privat, beruflich, sportlich und auch ehrenamtlich. Einer spontanen Einladung zum Grillen zu folgen, das gab der Kalender der Hennemanns in den letzten Jahren kaum her. Eine Vorlaufzeit von einer Woche ist realistisch. „Natürlich kann man nicht alles planen“, meint Carmen. Der Blick wandert wieder auf den Kalender, sie blättert in den August. Der zeigt noch weiße Felder. Noch.
Quelle: www.lsb-nrw.de