Leipzig (SID) Eine Medaille, ein paar Lichtblicke – aber auf dem Weg zurück in die Weltspitze liegt vor den deutschen Fechtern bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 noch sehr viel Arbeit. Degenspezialist Richard Schmidt verhinderte mit Bronze immerhin das Schreckensszenario einer Heim-WM ohne deutsches Edelmetall, eine Trendwende waren die Titelkämpfe in Leipzig für den Deutschen Fechter-Bund (DFeB) aber nicht. Dafür sind die Probleme der einstigen deutschen Vorzeigesportart zu groß.
Erstmals, seit bei Weltmeisterschaften um zwölf Medaillen gefochten wird, gab es für Deutschland nicht mehr als eine Bronzemedaille. Vor zwei Jahren in Moskau waren es noch zwei dritte Plätze gewesen. Und doch spiegelt das Ergebnis relativ genau den aktuellen Leistungsstand wider: Die Deutschen sind in der Breite noch ein gutes Stück von der Weltspitze entfernt.
„Die Mannschaften entwickeln sich, aber in einigen Waffen haben wir noch Luft nach oben“, sagte Sportdirektor Sven Ressel: „Eine Medaille ist okay, die Anschlussleistungen sind in Ordnung. Wir sind wieder näher dran.“
Am Abschlusstag verpassten die deutschen Florettfechter mit dem viermaligen Einzel-Weltmeister Peter Joppich und Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink genauso die zweite deutsche Medaille wie die Degenfechterinnen um die EM-Zweite Alexandra Ndolo. Die Herren waren beim 31:45 im Viertelfinale gegen den Weltranglistenersten und Europameister Frankreich chancenlos, die Damen verloren in der Runde der letzten Acht dagegen denkbar knapp 11:12 im Sudden Death gegen Estland.
In den Teamwettbewerben wurde das Problem der Fechter am deutlichsten: Es fehlt in den meisten Waffen an drei Fechtern mit internationalem Topniveau, um ganz vorne mithalten zu können. Das große Problem: Die Qualifikation für Olympia in drei Jahren muss vor allem über die Mannschaften gelingen. Denn aus jedem qualifizierten Team dürfen auch drei Fechter im Einzelwettbewerb starten. Nur die Florettfechterinnen erreichten das Halbfinale.
Die Säbel-Herren um Europameister Max Hartung, in den vergangenen Jahren die zuverlässigsten Medaillenlieferanten, sorgten diesmal aber für die größte Enttäuschung. Im Einzel war spätestens im Achtelfinale Schluss, in der Mannschaft nach einer dramatischen Niederlage ebenfalls. Doch immer noch sind die Säbelfechter die Waffe, um die sich der Verband die wenigsten Sorgen zu machen braucht.
Doch es gab in Leipzig auch Positives: Viele Neulinge zeigten wenig Scheu vor der großen Bühne und gingen mutig zu Werke. Allen voran Richard Schmidt. Der Debütant bewies, dass auch ein Totalumbruch relativ schnell zu Erfolgen führen kann. Alle vier deutschen Degenfechter waren erstmals bei einer WM, zudem wurde auch der Bundestrainer ausgetauscht. Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, wird sich nun zeigen müssen. Im Team schafften sie allerdings nur Platz 15.
Die Florettfechterinnen erreichten erstmals seit sieben Jahren wieder ein WM-Halbfinale. Und trotz der Querelen rund um das Team überzeugten die Tauberbischofsheimerinnen. Allen voran Anne Sauer. Der 26-Jährigen fehlte im Einzel ein Sieg zur Medaille, in der Mannschaft war sie die konstanteste Fechterin.
Genauso wie Alexandra Ndolo im Degen. Die 30-Jährige holte bei der EM vor einem Monat Silber, in Leipzig kam nach einem Erfolg gegen die Olympiasiegerin Emese Szasz-Kovacs das Aus im Viertelfinale. In der Weltrangliste hat sich die Leverkusenerin nun auf Platz acht vorgearbeitet. „Alexandra hat den Anschluss an die Weltspitze geschafft“, sagte Ressel.