Budapest (SID) Nicht nur Synchronpartner Patrick Hausding wird Sascha Klein nach dem bronzenen Schlussakt bei der WM vermissen. Sein Rücktritt reißt eine große Lücke im deutschen Wasserspringen.
Auch nach dem krönenden Abschluss seiner Bilderbuch-Karriere mutierte Sascha Klein im Teamhotel nicht zum Feierbiest. Von den von Bundestrainer Lutz Buschkow georderten sechs Flaschen Sekt rührte der zurückhaltende Turmspringer nur wenig an, und so konnte er am nächsten Morgen ohne Brummschädel mit Ehefrau Franziska und dem gemeinsamen Söhnchen Oskar (1) auf Sightseeing-Tour durch Budapest gehen.
„Sie haben mir Glück gebracht und Kraft gegeben“, sagte Klein. Sein erster Dank ging jedoch an Turm-Synchronpartner Hausding, mit dem er in seinem letzten Wettkampf am Montagabend nochmal WM-Bronze gewinnen konnte. „Ich möchte Patrick für all die schönen Jahre danken“, sagte der 31-Jährige auf der Pressekonferenz, und Hausding zog bei diesem Satz seinen imaginären Hut.
Eigentlich war es für Klein schon so gut wie beschlossene Sache, dass er nach Olympia in Rio aufhört. Doch Hausding überredete den Dresdner, noch eine Saison dranzuhängen. Zum Glück. „Wir haben von einer Medaille geträumt, und dass das dann klappt, ist märchenhaft“, sagte der Olympia-Dritte Hausding.
Das Duo hat deutsche Wassersprung-Geschichte geschrieben und in seinen zehn gemeinsamen Jahren Erfolge gefeiert, die wohl für sehr lange Zeit unerreicht bleiben: Olympia-Silber 2008, der sensationelle WM-Triumph 2013, dazu je einmal Silber und Bronze bei Weltmeisterschaften und neun (!) EM-Siege in Folge.
Während Hausding bis Olympia 2020 in Tokio weiterspringen will, widmet sich Klein nun voll und ganz seiner beruflichen Karriere und Familie. Sein Rücktritt trifft das deutsche Team hart. „Solche Supertalente gibt es im Wasserspringen nicht so viele“, sagte Bundestrainer Buschkow: „Er reißt eine Riesenlücke, die nur sehr schwer zu füllen ist.“
Hausding spricht auch voller Bewunderung über Klein: „Er ist eine Maschine.“ Warum? Weil Klein trotz zahlreicher Verletzungen immer konstant in der Weltspitze mitsprang. Im wassersprungverrückten China war Klein deswegen zeitweise so etwas wie ein Star, nach einem Weltcupsieg in Peking „haben am Flughafen sogar Leute extra auch mich gewartet, um ein Autogramm zu bekommen“, sagte er einmal.
In Sportdeutschland ist Klein trotz seiner vielen Erfolge der breiten Öffentlichkeit eher unbekannt, und das findet er auch ganz gut so. „Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt“, sagt Klein, „aber ich weiß, was ich geleistet habe, und die entscheidenden Leute wissen das auch.“
23 Jahre lang stürzte sich der Dresdner vom Brett oder Turm ins Wasser und gewann Medaille um Medaille. Damit ist es jetzt vorbei. Viel schöner als in Budapest, wo sein Sohn auf der Tribüne zumindest dabei war, hätte der Abschluss nicht sein können. „Irgendwann“, sagt Klein, „werde ich ihm das alles erzählen.“