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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Paris/Köln (SID) Frank Stäbler hat mit seinem WM-Titel in Paris deutsche Ringer-Geschichte geschrieben. Nach sechs Kämpfen in nur zehn Stunden hatte er acht Kilo Körpergewicht verloren. Zur Belohnung gab es um Mitternacht einen Cheeseburger. Er hatte Heißhunger auf „einen richtig geilen Burger“. Nach seinem geschichtsträchtigen zweiten WM-Titel, einem kräftezehrenden Wettkampftag auf der Matte und den Entbehrungen im Vorfeld der Ringer-WM war die Zeit endlich reif für Genuss. Gegen Mitternacht musste ihm sein Manager Jens Zimmermann den heiß ersehnten Cheeseburger besorgen, im Hotel gab es nichts mehr zu essen. Zumindest die Bar blieb für 60 Freunde und Bekannte eigens drei Stunden länger auf.

„Ich war noch nie so kaputt in meinem Leben. Bei der Feier mit meiner Familie konnte ich kaum noch stehen. In der Nacht habe ich wegen des ganzen Adrenalins keine Sekunde die Augen zugemacht und alle Glückwünsche beantwortet“, sagte Stäbler dem SID.

Mit dem Sieg im Final-Kampf gegen den Kasachen Demeu Schadrajew hatte Stäbler in Paris deutsche Ringer-Geschichte geschrieben. Als erster Deutscher gewann der Griechisch-Römisch-Spezialist zwei WM-Gürtel in zwei Gewichtsklassen – und das in nur zwei Jahren. 2015 war Stäbler in Las Vegas Weltmeister in der Klasse bis 66 Kilogramm geworden, in der er bis zu den Olympischen Spielen 2016 startete.

„Das macht mich so stolz. Das hat es noch nie gegeben in Deutschland, ausgerechnet gleich ein Jahr nach Olympia“, sagte Stäbler, der in Rio angeschlagen nur Siebter geworden war.

In diesem Jahr startete der 28-Jährige in der Klasse bis 71 kg, trotzdem hieß es auch diesmal vor dem Wettkampf abspecken. Dafür reduzierte er seine Nahrungsaufnahme in den letzten zwei Tagen auf Wasser und ein Honigbrot am Morgen.

Stäbler hatte eine schwere Auslosung erwischt und musste am Montag bereits in den Morgenstunden in der Qualifikationsrunde gegen Luis de Leon aus der Dominikanischen Republik antreten. Es war der allererste Kampf der WM. Auf dem Weg ins Finale schlug er ausnahmslos Weltklassegegner, unter anderem den Weltranglistenersten Rasul Schunajew aus Aserbaidschan.

Als Stäbler im Finale auch Schadrajew, den 71-kg-Weltmeister von 2015, geschlagen hatte, schnappte er sich seinen Trainer und Namensvetter Andreas Stäbler – die beiden sind nicht verwandt – und trug ihn auf Schultern über die Matte.

Am ersten Tag der WM gab es für den deutschen Ringer-Bund (DRB) gleich noch einen weiteren Grund zur Freude: Der Olympia-Dritte Denis Kudla (Schifferstadt) gewann in der Klasse bis 85 kg im griechisch-römischen Stil Silber. Kurz nach Stäblers Triumph verpasste Kudla bei seiner ersten WM-Teilnahme im Finale gegen den Türken Metehan Basar den Titel.

Stäbler fuhr am Morgen nach dem Titelgewinn gemeinsam mit seiner Frau Sandra für ein paar schöne Fotos mit Gürtel und Medaille auf den Eiffelturm. Danach ging es zurück in den Palais Omnisport, Stäbler unterstützte dort seinen besten Freund Mathias Maasch (66 kg).

Ab jetzt blickt der neue Weltmeister nur noch auf die nächsten Olympischen Spiele: „Mein Leben ist jetzt darauf ausgerichtet, in Tokio 2020 mit einer Medaille die Karriere ausklingen zu lassen“, sagte Stäbler. Aber erst mal geht es in den Urlaub nach Lanzarote.