sid

April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Tel Aviv (SID) Neun schwache Minuten könnten für die deutschen Basketballer teuer werden. Nach der ersten Niederlage bei der EM muss das Nationalteam plötzlich um das Achtelfinalticket bangen, die Spieler geloben Besserung.

Als Letzter schleppte sich Dennis Schröder die Stufen aus den Katakomben hinauf. Von seinem Gesicht war unter der Kapuze kaum etwas zu sehen, die Stimme kaum zu hören. „Das darf uns nicht passieren“, sagte der 23-Jährige leise, ein bitterer Abend zeigte Wirkung. Nach ihrem Traumstart müssen die Basketballer um den NBA-Profi bei der EM durch eine vollkommen unnötige Niederlage gegen Israel plötzlich um das Achtelfinalticket bangen.

„Es ist nicht so, dass wir raus sind“, sagte Robin Benzing nach dem bitteren 80:82 (43:43). „Wir haben zwei schwere Spiele nach dem Ruhetag. Wir sollten eins gewinnen.“ Am 5. September geht es gegen Italien, einen Tag später gegen Litauen. Beide haben bisher überzeugt und mit 2:1 Siegen die gleiche Bilanz wie die Deutschen. Es hätte nicht sein müssen, dass diese Duelle auf dem Weg zur Finalrunde in Istanbul entscheidend sind.

Gegen Vorrundengastgeber Israel hatte die deutsche Mannschaft bis neun Minuten vor Ende trotz der hitzigen Atmosphäre in der Tel Aviv Arena alles im Griff. Benzing sorgte mit einem Dreier für ein 16-Punkte-Polster (75:59), rein gar nichts deutete darauf hin, dass der dritte Sieg im dritten Spiel noch in Gefahr geraten könnte.

„Wir haben dumme Fehler gemacht. Das haben die Israelis bestraft“, sagte Benzing. „Wir haben uns ein kleines Loch gegraben, sind reingefallen und nicht mehr rausgekommen. Wenn man mit 16 Punkten führt, muss man das nach Hause bringen“, ärgerte sich der Kapitän. „Wir schneiden uns ins eigene Fleisch.“

Nach den starken Auftritten gegen die Ukraine und Georgien überzeugte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) zunächst auch gegen die bis dahin sieglosen Israelis. Die ersten drei Viertel liefen nach Plan, auch als Schröder wegen Foulproblemen mit einem Cut in der Handfläche lange draußen saß. Dann kam wie aus dem Nichts der Knick.

„Wir haben nicht mehr gut die Systeme durchgelaufen. Da müssen wir natürlich einen besseren Job machen“, meinte Schröder mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Bundestrainer Chris Fleming warnte davor, sich zu lange mit der Pleite zu beschäftigen: „Wenn du den Kopf hängen lässt wegen dieses Spiels, gewinnst du das nächste ganz sicher nicht.“

Der US-Amerikaner glaubt, dass die Niederlage auch etwas bewirken könnte. „Das ist eine Erfahrung, die wir leider machen mussten. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Spielen auszahlt.“

Hoffnung macht auch Daniel Theis. Mit 15 Punkten und 15 Rebounds gelang dem künftigen NBA-Spieler ein Double-Double, nur Schröder (18 Punkte) traf besser. Freuen konnte sich der 25-Jährige über seine bislang beste Leistung kein bisschen: „Es ist mir scheißegal, wie gut ich spiele. Wir haben verloren, das ist der Punkt.“

Schröder, der sich wegen der Handverletzung keine Sorgen macht („Das wird schon“), will nicht viel ändern. Die Mannschaft müsse genauso auftreten, „wie wir die letzten Spiele gemacht haben. Wir haben mit Selbstbewusstsein gespielt. So haben wir die besten Chancen, weiterzukommen und nach Istanbul zu fliegen.“