Sölden/München (SID) Besser hätte der Olympia-Winter für Viktoria Rebensburg nicht beginnen können. Den Weltcup-Triumph in Sölden will die einzige deutsche Top-Läuferin aber nicht überbewerten.
Felix Neureuther verließ Sölden enttäuscht, weil Sturmtief Herwart am Sonntag seine Saisonpremiere verdorben hatte. Viktoria Rebensburg löste dagegen am Abend zuvor beschwingt von ihrem ersten Weltcupsieg seit eineinhalb Jahren ein Dirndl-Versprechen ein. In bayerischer Tracht ließ sich die deutsche Topläuferin bei der Siegerehrung auf dem Postplatz in Sölden feiern und tanzte eine flotte Polka. „Das war ein hammermäßiger Einstieg in die Saison“, sagte die glückliche Rebensburg immer wieder.
Die Skirennläuferin aus Kreuth weiß aber genau, dass ein toller Auftakt in den Olympia-Winter noch lange keine Erfolgsgarantie ist. Zumal der Riesenslalom auf dem Rettenbachgletscher, den sie vor sieben Jahren erstmals gewann, ohnehin eine besondere Ouvertüre darstellt. Erst Ende November steht im amerikanischen Killington das nächste Rennen an, wieder in Rebensburgs Spezialdisziplin. „Dann geht es erst so richtig los“, betonte sie.
Und auch deshalb ließ Rebensburg noch keinen Gedanken an den Saisonhöhepunkt im südkoreanischen Pyeongchang (9. bis 25. Februar) zu. „Das ist noch so weit weg. Natürlich hilft der Sieg, aber es hat jetzt keine größere Relevanz für die Saison, für Januar und Februar. Ich bin froh, dass ich erst mal dieses Rennen hinter mir habe, die Anspannung war extrem“, sagte die 28-Jährige nach ihrem 14. Triumph im Weltcup, dessen Vorbereitung sehr viel Substanz gekostet hatte.
Acht Wochen hatte Rebensburg „mehr oder weniger“ durchgängig trainiert, um nach der relativ enttäuschenden Vorsaison mit einer verkorksten WM nun ein anderes Gesicht zu zeigen. Dabei half ihr der neue deutsche Frauen-Cheftrainer Jürgen Graller, mit dessen Unterstützung Rebensburg einige Dinge auf den Prüfstand stellte. Das Training im Riesenslalom wurde intensiviert, statt nach Übersee zu reisen, blieb sie in Europa. „Wir haben heuer sicher viele richtige Entscheidungen getroffen“, merkte Rebensburg an.
Nicht zuletzt hat die Olympiasiegerin von 2010 auch ihre Lockerheit wiedergefunden. „Vicky hat einfach Gaudi beim Skifahren. Das ist mir wichtig“, sagte Graller, der sich beim Damenrennen noch bei Kaiserwetter über einen „coolen Einstand“ freute. Von seiner „Leitfigur Vicky“ erhofft sich der Österreicher auch einen Schub für den Rest der Mannschaft, der aktuell deutlich hinterherfährt. Drei bis vier Jahre sieht Graller als Zeitspanne, um die Leistungsdichte im Kader zu verbessern.
Nach einer kurzen Verschnaufpause fliegt Rebensburg nach Copper Mountain/Colorado, um für die ersten Speedwettbewerbe zu trainieren. Danach will Rebensburg am 25. November in Killington möglichst erneut brillieren. „Vicky hat so viel Potenzial und so viel Gefühl“, sagte Graller. Es scheint, als könne sie es jetzt endlich wieder abrufen.
Neureuther muss sich bis zum 12. November und dem Slalom im finnischen Levi gedulden, bis er erstmals seine anscheinend gute Form unter Beweis stellen kann. „Schade, wir wären in einer wirklich guten Verfassung gewesen“, sagte Neureuther mit Blick auf die ersatzlose Streichung des Sölden-Rennens – pragmatisch fügte er an: „Da kann man nichts machen und muss nach vorne schauen.“
Einstweilen genoss der junge Papa die kostbare Zeit mit seiner kleinen Matilda. Am 1. November flog Neureuther jedoch schon nach Skandinavien.