Kamen (SID) Für die deutschen Handballer begann vor wenigen Tagen mit dem Kurzlehrgang in der Sportschule Kaiserau das Projekt EM-Titelverteidigung. Bundestrainer Christian Prokop bremst die Euphorie.
Mit einem Lächeln auf den Lippen saß Handball-Bundestrainer Christian Prokop im Auto auf der Fahrt nach Kamen in die Sportschule Kaiserau. „Die Vorfreude überwiegt die Anspannung, und ich bin froh, dass es jetzt in die heiße Phase der EM-Vorbereitung geht“, sagte Prokop im Hinblick auf die bevorstehenden, arbeitsintensiven Tage mit seinen Titelverteidigern.
Rund 1100 Kilometer entfernt vom Teamhotel in Zagreb bereitet sich die deutsche Nationalmannschaft derzeit in der altehrwürdigen Sportschule Kaiserau auf die EM in Kroatien (12. bis 28. Januar) vor. Im Vordergrund steht das Beisammensein.
„Die Mannschaft muss zusammenfinden. Teambuilding-Maßnahmen sind daher sehr wichtig“, erklärte Prokop kurz nach seiner Ankunft an jenem Ort, wo schon die deutsche Weltmeister-Mannschaft von 2007 während des „Wintermärchens“ logierte.
Nur eineinhalb Wochen haben die 20 Akteure Zeit, um sich bei Prokop für den maximal 16 Spieler umfassenden EM-Kader zu empfehlen. Personell kann der 39-Jährige fast aus dem Vollen schöpfen. Einzig Rückraumspieler Finn Lemke liegt mit einer Bronchitis im Bett und konnte nicht nach Kamen anreisen. Der Leipziger Philipp Weber befindet sich nach seinem Mittelfußbruch noch im Aufbautraining, wird aber an allen taktischen Einheiten teilnehmen. Für die letzten EM-Tests gegen Island (5. und 7. Januar) soll Weber auch zur Verfügung stehen.
„Nur von der Mission Titelverteidigung zu sprechen, wäre gegenüber den anderen Nationen ungerecht“, bremste Prokop die Erwartungen und fügte hinzu: „Wir müssen uns Teilziele stecken. Wichtig ist, dass wir die Bad-Boy-Mentalität erlangen, die uns als Mannschaft in der Vergangenheit stark gemacht hat.“
Rechtsaußen Patrick Groetzki pflichtet seinem Coach bei: „Diese Mentalität kommt ja nicht von ungefähr. Wir haben die Qualität, um am Ende um Medaillen mitzuspielen.“
Wer von den 20 in den vorläufigen Kader berufenen Spielern letztlich in Zagreb dabei sein wird, wollte sich der Bundestrainer zu Lehrgangsbeginn noch offen lassen. „Ich habe mehrere Modelle. Vielleicht nehme ich auch mehr als 16 Spieler mit“, hielt sich der Nachfolger von Dagur Sigurdsson bedeckt. Dementsprechend wird er die Lehrgänge in Kamen und Stuttgart auch für Experimente nutzen.
Anders als in Kamen werden vor allem die Trainingseinheiten im Schwabenland eine hohe Intensität aufweisen. Spätestens für das zweite Vorbereitungsspiel gegen Island soll das Grundgerüst des EM-Kaders stehen.
„Die finale Vorbereitung findet in Stuttgart statt. Wahrscheinlich steigt dann auch die Anspannung und erreicht ihren Höhepunkt, wenn wir in den Flieger nach Kroatien steigen“, sagte Prokop voller Vorfreude auf sein erstes großes Turnier als Bundestrainer.
Nach der Generalprobe gegen Island bleiben der Nationalmannschaft noch sechs Tage Zeit, bevor am 13. Januar in Zagreb das EM-Auftaktspiel gegen Montenegro steigt. Danach sind Slowenien (15. Januar) und Mazedonien (17. Januar) die weiteren Gruppengegner.