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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Erst schlug Sarah Köhler ungläubig die Hände vor das Gesicht, dann schrie sie ihre Freude hinaus. Drei Tage nach ihrem Triumph über 800 m fischte die Frankfurterin am 17. Dezember – wieder mit deutschem Rekord – ihre zweite Medaille aus dem EM-Becken von Kopenhagen. „Ich hätte nie geträumt, hier Gold und Silber zu gewinnen“, sagte die 23-Jährige nach ihrem zweiten Platz über 400 m Freistil.

In 3:59,12 Minuten blieb sie als erste Deutsche unter vier Minuten – und stahl damit am Schlusstag der Kurzbahn-Europameisterschaften den Vorschwimmern um Doppelweltmeister Marco Koch endgültig die Show. Bis 100 m vor dem Ziel hatte Köhler sogar ihren zweiten Titel vor Augen gehabt, dann zog die Ungarin Boglarka Kapas noch vorbei. „Auf den letzten 50 Metern habe ich gemerkt, ich pack’s nicht mehr“, gab sie zu, „aber ich bin sehr zufrieden.“

Die Hoffnung auf eine weitere Medaille für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) platzte anderthalb Stunden später. Die Lagenstaffel der Männer musste sich zum Abschluss über 4×50 Meter mit Platz fünf begnügen. Dem Quartett Christian Diener (Potsdam), Fabian Schwingenschlögl (Neckarsulm), Marius Kusch (München) und Damian Wierling (Essen) fehlten 32 Hundertstel zu Bronze, Russland siegte mit Weltrekord (1:30,44). Dennoch konnte sich knapp fünf Monate nach dem historischen Debakel bei der WM in Budapest die deutsche EM-Bilanz im 25-m-Becken sehen lassen: dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze, acht deutsche Rekorde.

„Es ist ein versöhnlicher Jahresabschluss“, sagte Bundestrainer Henning Lambertz, der nach der Enttäuschung im Sommer mit dem schlechtesten WM-Abschneiden der Geschichte einen Aufschwung feststellte: „Die Topleute haben geliefert. Und aus der zweiten Reihe sind einige herangekommen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir die guten Ergebnisse auch auf die lange Bahn transportieren.“ 

Neben Köhler hatten vor allem Koch, Philip Heintz und Franziska Hentke für die Medaillen gesorgt. Kurzbahn-Doppelweltmeister Koch, durch einen Magen-Darm-Virus geschwächt, holte Silber über 200 m Brust. Der Olympiasechste Heintz, der bei der WM Lambertz noch öffentlich kritisiert hatte, gewann auf den langen Lagenstrecken Gold und Silber. Und Hentke, die im Sommer im 50-m-Becken für das einzige WM-Edelmetall verantwortlich gezeichnet hatte, triumphierte über 200 m Schmetterling.

Zu den positiven Überraschungen gehörten die US-Studenten Schwingenschlögl und Kusch. „Sie bringen diesen ‚American Spirit‘ mit, sie haben ein ausgeprägtes Teamgefühl“, lobte Lambertz. Brustschwimmer Schwingenschlögl, der an der University of Missouri studiert und trainiert, glänzte mit drei deutschen Rekorden und Platz vier über 50 m Brust sowie persönlichen Bestzeiten und den Rängen fünf und sechs über 100 und 200 m. Der Münchner Kusch, in den USA an der Queens University, überraschte mit Bronze über 100 m Schmetterling.

Am Schlusstag hatten Jessica Steiger (Gladbeck) als Fünfte über 200 m Brust und Aliena Schmidtke (Magdeburg) als Achte über 100 m Schmetterling trotz persönlicher Bestzeiten nichts mit den Medaillen zu tun. Auch Diener kam über 50 m Rücken nicht über den achten Platz hinaus.