München (SID) Die Silber-Helden haben vorgelegt, nun will das deutsche Eishockey die Begeisterung für einen langfristigen Effekt nutzen. Es sieht sich besser gerüstet als nach der Heim-WM 2010. Auch die Liga, die am Mittwoch nach der Schlussfeier in ihre heiße Phase ging, gelobte bereits Unterstützung.
Der wundervolle Eishockey-Rausch ist kaum vorüber, da kehrten die gefeierten Silber-Helden in den Ligaalltag zurück. Das Olympia-Märchen von Pyeongchang soll dennoch möglichst über den anstehenden Saisonendspurt hinaus wirken. „Die Steilvorlage wird diesmal verwertet“ , beteuerte Mannheims Gesellschafter und Verbandsvize Daniel Hopp im Gespräch mit dem SID entschlossen. Das deutsche Eishockey will seine Chance nicht so amateurhaft verschleudern wie einst jene nach dem Halbfinal-Einzug bei der Heim-WM 2010.
Vor acht Jahren wurde der finanzielle WM-Überschuss beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) noch zum Löcherstopfen verwendet, hinzu kam die ständige und lähmende Auseinandersetzung zwischen Verband und Deutscher Eishockey Liga (DEL). Vergessen. Das DEB-Präsidium mit Franz Reindl an der Spitze hat die Gräben längst zugeschüttet. „Wir haben einen klaren Plan, wir müssen uns nicht mehr über politische Themen unterhalten, sondern können uns auf den Sport konzentrieren“ , beschreibt Hopp.
Und dieser Sport hofft, jetzt einen anderen Platz einzunehmen, häufiger herauszutreten aus dem Nischendasein. Das Prestigeprojekt „Powerplay 2026“ ist dabei für alle der Leitfaden, selbst wenn das darin verankerte Medaillenziel schon viel früher erreicht wurde als geplant. „Wir dürfen uns auf gar keinen Fall ausruhen“ , sagte Hopp, der auch auf mehr Präsenz in den öffentlichen-rechtlichen Medien hofft: „Vielleicht bewirkt diese Silbermedaille da etwas.“
Nachwuchs, Trainerausbildung, Anzahl der Eisflächen – es gibt weiterhin genügend Baustellen. Ob sich nun tatsächlich mehr Kinder bei Eishockeyvereinen anmelden? „Das ist natürlich die Hoffnung„, sagte Routinier Christian Ehrhoff. Auch für DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke wäre dies ein entscheidender Faktor. „Wichtig ist, aus dem Funken der Begeisterung ein Feuer zu entfachen, das mehr Kinder in die Eishallen bringt“ , sagte er dem SID.
„Kinder begeistern, talentierten Jugendlichen die notwendigen Infrastrukturen bieten und Überzeugungsarbeit leisten“ , das skizzierte auch der deutsche Meister EHC München als wichtigste Maßnahmen. Wenn dieser Moment verschlafen wird, „werden wir einen solchen Erfolg nie wiederholen“ , sagte Kölns Trainer Peter Draisaitl: „Der Nachwuchs ist das A und O. Das ganze Konstrukt muss darauf ausgerichtet werden.“
Zu diesem Konstrukt gehört insbesondere die DEL, in der junge deutsche Spieler nach wie vor um Einsatzzeit ringen. Eishockey-Legende Erich Kühnhackl findet zumindest, dass es „immer öfter junge Spieler gibt, die tragende Rollen spielen.“ Es sollen aber noch viel mehr werden – und daher zählt eine langfristige Reduzierung des Ausländerkontingents zu den Kernpunkten.
Kurzfristig soll aber die Begeisterung erst einmal die heimischen Eisarenen erreichen – vor allem in der Meisterschaftsendrunde ab 7. März. „Die Liga geht jetzt in die Play-offs. Wir hoffen natürlich, dass sich der ein oder andere in die Hallen verläuft„, sagte Ex-Nationaltrainer Uwe Krupp, der Coach der Eisbären Berlin. „Ich hoffe, dass der Boom auf die DEL überschwappt und wir viele neue Fans begrüßen können„, ergänzte DEL-Chef Tripcke. Denn, so findet Hopp: „Der Erfolg zeigt, dass die Liga auch mehr Respekt verdient“