Nyon/Frankfurt (SID) Jetzt liegt alles in den Händen der UEFA: Am 24. April haben DFB-Präsident Reinhard Grindel und Botschafter Philipp Lahm die deutschen Bewerbungsunterlagen für die EM 2024 überreicht.
Reinhard Grindel strahlte zuversichtlich, als er die wichtigsten 868 Seiten seiner „Leuchtturmveranstaltung“ überreichte. Mit der Abgabe der Bewerbung für die EM 2024 läutete der Boss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der UEFA-Zentrale in Nyon endgültig die heiße Phase im Wettstreit mit der Türkei ein. Das Ziel: Nach der WM 2006 ein zweites Sommermärchen.
„Wir legen ein hervorragendes Bewerbungskonzept für ein perfekt organisiertes Turnier vor. Das bietet eine große Chance für die UEFA, den europäischen Fußball weiterzuentwickeln“, sagte Grindel mit größter Überzeugung. Begleitet wurde der 56-Jährige an den Genfersee von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, EM-Botschafter Philipp Lahm sowie Integrationsbotschafterin Celia Sasic.
Der Auftritt der deutschen Delegation glich einem selbstbewussten Statement, das die Türken mit ihrer Bewerbungsabgabe erst einmal kontern mussten. „Ich weiß, dass der DFB diese Bewerbung sehr ernst nimmt“, sagte UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis. So ernst, dass die zweite EM-Endrunde im Land nach 1988 mehr als realistisch erscheint.
189 Fragen beantwortet der DFB in seinem 868-seitigen Buch, das mit einem schwarz-rot-goldenen Rücken versehen ist und unter dem Motto „United by Football in the Heart of Europe“ firmiert. Hinzu kommen 760 Seiten Anhang mit zahlreichen Unterstützungsschreiben von Vertretern aus Sport, Politik sowie Wirtschaft und ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept.
„Die EURO 2024 im Herzen Europas ermöglicht allen Teilnehmern eine optimale Unterstützung durch ihre Fans. Gleichzeitig bauen wir Brücken zwischen den Menschen und leisten einen wichtigen Beitrag, die Werte des Fußballs und einer modernen Zivilgesellschaft zu leben“, sagte Grindel. Curtius ergänzte: „Wir wollen bei der EM mehr sein als ein guter Gastgeber, wir möchten, dass alle Verbände der UEFA von diesem Turnier profitieren.“
Ob das Konzept des DFB überzeugt, wird sich am 27. September zeigen, wenn das Exekutivkomitee der UEFA die Entscheidung über den EM-Gastgeber fällt. Grindel und sein türkischer Kollege Servet Yardimci dürfen keine Stimme abgeben. Sollten von den 18 Stimmberechtigten für beide Kandidaten jeweils neun votieren, gibt die Wahl des UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin den Ausschlag.
Sofern der DFB den Zuschlag erhält, würden die insgesamt 51 Partien der 24 teilnehmenden Mannschaften in Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart stattfinden. Diese Spielorte hatte der DFB im vergangenen Herbst in einem laut Grindel „detaillierten, transparenten und beispielhaften Verfahren“ ausgewählt.
Nicht nur, aber auch aufgrund seiner hochmodernen Stadien und der guten Infrastruktur ist Deutschland gegen die Türkei der Favorit. Zeigen darf das Grindel allerdings nicht, die UEFA-Regularien verbieten ihm konkrete Äußerungen über die Qualität der türkischen Bewerbung oder die momentane (geo-)politische Situation.
„Ich will mit Nachdruck betonen, dass es völlig falsch wäre zu sagen, die Entscheidung sei klar“, hatte der DFB-Boss zuletzt diplomatisch gesagt: „Das Rennen ist völlig offen.“ Auch, weil die Türkei bei den osteuropäischen UEFA-Delegierten offenbar viel Sympathie genießt.
Ein Gewinn für den Fußball, glaubt zumindest Lahm, wäre die EM in Deutschland allemal. „Ich war als Spieler bei der WM 2006 dabei. Wir sind ein weltoffener Gastgeber und ich weiß, dass die EURO 2024 für uns alle in Europa ein schönes Fußballfest wird.“ Der Anfang ist gemacht.