Ein gellender Pfiff schrillte durch die edel-optics.de Arena. Auf vier Feldern gleichzeitig stürzten sich Mädchen und Jungen im Rollstuhl ins sportliche Getümmel. Jugend-Nationaltrainer Peter Richarz, Lehrbeauftragter beim Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS), hatte das 3-gegen3-Rollstuhlbasketball-Turnier angepfiffen. Es war am 12. Juni der Höhepunkt zum diesjährigen Rollstuhlsporttag für Hamburger Schüler ab Klasse 5. Rund 200 Kinder hatte die Hamburger Rolli-Allianz in Kooperation mit dem Referat Bewegung und Sport des Landesinstituts Hamburg zu diesem Projekttag in die Sporthalle nach Wilhelmsburg eingeladen. Nach seiner Premiere im Vorjahr ging der Rollstuhlsporttag damit nun bereits in die zweite Runde.
Hamburgs Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport, Christoph Holstein, würdigte den Projekttag als eine große Chance für die Kinder und die ganze Stadt Hamburg. „Es ist eine Chance, die die Gelegenheit bietet, dass unterschiedliche Menschen zusammenkommen und miteinander zu tun haben – alte und junge Menschen, Leute aus Deutschland und anderen Ländern, Behinderte und Nicht-Behinderte. Sie treffen sich auf dem Sportplatz und in der Halle, lernen sich kennen, erzählen sich Geschichten und entwickeln Verständnis füreinander“, sagte Holstein. „Und sie zeigen, dass diese Stadt zusammengehört. Deshalb ist es ganz wichtig, wenn ihr hier zusammenkommt.“ Mit Blick auf die im August anstehenden Weltmeisterschaften im Rollstuhlbasketball in Hamburg lud er die Mädchen und Jungen dazu ein, die WMzu besuchen und tolle Erlebnisse zu genießen.
Für die Schirmherrin der Rolli-Allianz, Ingrid Körner, Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen, wünschte ihr Stellvertreter Klaus Becker den Schülern viel Erfolg bei ihrem Wettkampf mit dem ungewohnten Sportgerät. Becker würdigte das Bemühen der Hamburger Schulen, dem inklusiven Sportunterricht immer größeren Raum zu geben. „Für mich persönlich ist Inklusion ein Weg. Und zwar ein Weg, der ganz viele Komponenten hat, ganz viele Schritte: Begegnungen zum Beispiel, wie sie heute hier stattfinden“, betonte Becker und fügte hinzu: „Ihr seid sozusagen Inklusionsbeauftragte. Ihr begegnet euch als Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Und schon ist man auf Augenhöhe, man kann sich in die Augen gucken und miteinander spielen, miteinander und gegeneinander. Das ist eine ganz tolle Unterstützung für die Inklusion.“
Für die Kinder bot der Rollstuhlsporttag die Möglichkeit, sich intensiv mit dem ungewohnten Sportgerät vertraut zu machen. Mit großer Begeisterung nahmen die Mädchen und Jungen aus verschiedenen Hamburger Schulen diese besondere Gelegenheit wahr. Bereits am Vormittag hatte der Projekttag zum inklusiven Sportunterricht begonnen. In zahlreichen Mitmachaktionen konnten sich die Mädchen und Jungen auf das Sportgerät Rollstuhl einstimmen und ihre individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten schulen. Um 12.30 Uhr startete dann das große schulübergreifende „3-gegen3-Rollstuhlbasketball-Turnier“. Für die teilnehmenden Lehrer gab es im Rahmen einer Fortbildung ebenfalls die Möglichkeit, sich für den inklusiven Sportunterricht fitter zu machen.
Die Hamburger Rolli-Allianz hat sich Anfang des Jahres 2017 gegründet. Neben den Initiatoren des Deutschen Rollstuhl-Sportverbands, der Stiftung Allianz für Kinder und dem Verein Allianz für die Jugend e.V. sind auch die Evangelische Stiftung Alsterdorf, der Hamburger Sportbund, die BG Klinikum Hamburg gGmbH sowie der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Hamburg mit an Bord. Anliegen des Projekts ist es, die Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu stärken und so die Frage „Schaffe ich das?“ positiv zu beantworten. Mehr Vertrauen in die eigene Stärke und das Leistungsvermögen soll ihre Mobilität verbessern und damit die aktive Betätigung nachhaltig fördern. Bei diesen Begegnungen sammeln Kinder mit und ohne Handikap intensive Erfahrungen, werden neue inklusive Strukturen geschaffen und Akteure des organisierten Sports in Hamburg für das inklusive Sporttreiben sensibilisiert.