Hamburg (SID) Für Sophie Scheder ging Ende Juni in ihrer Wahlheimat Chemnitz eine lange Leidenszeit zu Ende. Fast zwei Jahre nach Olympia-Bronze am Stufenbarren kehrte die 21-Jährige bei der EM-Qualifikation auf die Turnbühne zurück.
Erst eine komplizierte Knieverletzung, dann eine hartnäckige Viruserkrankung und schließlich ein langwieriger Muskelfaserriss: Die Leidenszeit von Sophie Scheder schien nicht enden zu wollen. Jetzt ist sie doch vorbei. Fast zwei Jahre nach Olympia-Bronze in Rio de Janeiro am Stufenbarren meldete sich die Chemnitzerin in ihrer Wahlheimat auf der Turnbühne zurück.
Die erste von zwei Qualifikationen für die Europameisterschaften im August in Glasgow ist für die 21-Jährige ein immens wichtiger erster Schritt zurück in den alten Wettkampfmodus: „Nach diesen vielen Rückschlägen war das Vorankommen nicht immer ganz leicht. Aber ich glaube, dass ich auf einem guten Weg bin.“
Vor mittlerweile fünf Jahren war Scheder bereits WM-Dritte am Stufenbarren, auf dieses Level will die gebürtige Wolfsburgerin möglichst rasch wieder kommen. Die Sportsoldatin hat die lange Zwangspause genutzt und mit ihrer Trainerin Gabi Frehse eine Übung am Doppelreck zusammengestellt, „die wirklich komplett neu und auf hohem Niveau ist“.
Auch wenn die Trainingsarbeit lange eingeschränkt war: Gedanken an ein frühes Laufbahnende hatten in Scheders Kopf nie einen Platz. Frehse: „Sophie kann sich sehr gut motivieren, wenn sie Ziele hat. Und sie will zur Heim-WM 2019 in Stuttgart und auch noch einmal zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.“
Und auf dieser noch langen Strecke über mehr als zwei Jahre könnte ihr, so glaubt Scheder, der unfreiwillige Karriereknick möglicherweise sogar noch zum Vorteil gereichen. „Schließlich bin ich ja nun nicht mehr die Jüngste, vielleicht hat mein Körper diese Auszeit gebraucht“, sagte sie.
Für Bundestrainerin Ulla Koch jedenfalls kommt die Genesung der ehemaligen deutschen Mehrkampf-Meisterin genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn bei den europäischen Titelkämpfen in der schottischen Metropole werden ihr Weltcup-Gesamtsiegerin Elisabeth Seitz (Entzündung im Bauchraum) und Tabea Alt (Knochenödem in der Schulter) als wichtige Leistungsträgerinnen fehlen.
Zusammen mit Scheder beendete auch Vereinskollegin Pauline Schäfer in der Chemnitzer Hartmannhalle ihre allerdings deutlich kürzere Auszeit. Die Schwebebalken-Weltmeisterin hatte sich wegen zahlreicher PR-Termine, gesellschaftlicher Verpflichtungen und einem Vorbereitungsjahr auf das Abitur für acht Monate aus der Wettkampfhalle zurückgezogen.