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April 2024

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Der Deutschland-Achter setzte seine Siegesserie fort, Florian Wellbrock kraulte dem Olympiasieger davon, und nach Lisa Brennauer dominierte auch Domenic Weinstein in der Einerverfolgung: Am goldenen Auftakt-Wochenende der European Championships Anfang August in Glasgow nutzten die deutschen Athleten mit fünf EM-Titeln und achtmal Edelmetall die neue große Bühne zur besten Eigenwerbung. Nur die Kunstturnerinnen um Weltmeisterin Pauline Schäfer gingen leer aus.

Am Tag nach dem sensationellen Triumph der gemischten Schwimmerstaffel und Brennauers Sieg ruderte zunächst das deutsche Flaggschiff der Konkurrenz davon. Wellbrock ließ am Abend den ersten deutschen EM-Erfolg über 1500 m Freistil seit 23 Jahren folgen, den Schlusspunkt setzte Weinstein auf dem Bahnrad-Oval.

„Kompliment an diese Mannschaft, das war eine schwierige Aufgabe“, sagte Bundestrainer Uwe Bender, dessen Achter mit dem sechsten EM-Gold in Folge seine Favoritenrolle für die WM im September eindrucksvoll unterstrich. Auf dem Strathclyde Loch lag das deutsche Paradeboot nach 500 m nur auf Rang vier, kämpfte sich aber nach vorne und verwies den Olympia-Dritten Niederlande mit knapp einer Bootslänge Vorsprung auf Platz zwei. Seit Olympia 2016 ist der Achter in Finalrennen ungeschlagen.

Seinen eigenen deutschen Rekord um über vier Sekunden verbesserte Wellbrock, der auf der längsten Freistilstrecke in 14:36,15 Minuten die viertbeste Zeit der Geschichte schwamm. „Hintenraus tat es höllisch weh, da ging es nur noch über den Kopf, nicht mehr über die Arme“, sagte der 20-Jährige.

In einem taktisch hervorragenden Rennen ließ er dem italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri, der nur Dritter wurde, keine Chance. „Phänomenal! Ein galaktisches Ding“, jubelte Bundestrainer Henning Lambertz. Zuletzt hatte Jörg Hoffmann 1995 in Wien den EM-Titel auf dieser Strecke gewonnen.

Weinstein sprintete im Finale über 4000 m dem Portugiesen Ivo Oliveira in der zweiten Hälfte des Rennens davon. Für den 23-jährigen Schwarzwälder, der die Qualifikation bereits als Schnellster mit deutschem Rekord abgeschlossen hatte, war es der größte Erfolg der Karriere. Zuvor hatte bereits Anna Knauer Silber im Ausscheidungsrennen gewonnen. „Es ist alles zusammengekommen: Taktik, Wille, und die Form stimmt“, sagte die 23-Jährige.

„Track Queen“ Brennauer stieg nur 16 Stunden nach ihrem Goldrennen im Velodrom wieder aufs Rennrad. Auf dem 130 km langen Kurs in Glasgows Straßen belohnte sich die 30-Jährige mit Bronze. „Es war ein super schwerer Tag. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch mal rankomme. Umso schöner, dass es geklappt hat“, sagte die Allgäuerin nach ihrem Mammutprogramm im ZDF.

Darauf hatte auch Weltmeisterin Schäfer an ihrem Spezialgerät Schwebebalken spekuliert. Aber ausgerechnet beim selbst kreierten Schäfer-Salto patzte sie. Schon nach 41 Sekunden war der Traum geplatzt. „Es ist sehr, sehr ärgerlich. Ich hatte mir natürlich ein anderes Ergebnis erhofft“, sagte die Chemnitzerin, die nur auf dem sechsten Rang landete. Mit vierten Plätzen waren die Kölnerin Sarah Voss beim Sprung und Kim Bui aus Stuttgart am Stufenbarren sogar dichter an den Medaillen.