Hamburg/Jakarta (SID) Nach Silber im Sprung bei den Asienspielen in Jakarta peilt „Turn-Oma“ Oksana Chusovitina 2020 in Tokio ihre achten Olympischen Spiele an – im Alter von dann 45 Jahren.
Ihr Sohn Alisher (18) ist mittlerweile älter als viele ihrer Konkurrentinnen, dennoch ist im fernen Indonesien bei Oksana Chusovitina ein kühner Plan gereift: Nach Sprung-Silber bei den Asienspielen strebt die unverwüstliche „Queen Mum“ des Kunstturnens 2020 in Tokio ihre achte Olympiateilnahme an. Wenn sich die „Jugend der Welt“ in zwei Jahren in Japan trifft, ist die Ex-Weltmeisterin 45 (!) Jahre alt.
„Ich will dort unbedingt starten, das ist ein Traum von mir. Ich habe einfach immer noch so viel Spaß, wenn ich auf dem Turnpodium stehe“, sagte die gebürtige Usbekin, die zwischen 2006 und 2012 auch für den Deutschen Turner-Bund (DTB) an die Geräte ging, nach ihrem zweiten Platz in Jakarta. Gerade einmal einen Zehntelpunkt lag sie hinter der 27 Jahre jüngeren Yeo Seojeong aus Südkorea.
Mit einem Satz Luxus-Bettwäsche „zum Ausruhen nach einer langen Karriere“ hatte sie der DTB vor sechs Jahren verabschiedet, doch das 1,53 m kleine Energiebündel dachte gar nicht an den Ruhestand und machte einfach weiter. Nun wieder, wie schon von 1993 bis 2006, für ihre usbekische Heimat.
Und davor wurde die Frau des usbekischen Olympiaringers Bahodir Kurbonow mit der Riege der GUS Team-Olympiasiegerin. Ihre ersten Weltmeistertitel gewann sie 1991 für die Sowjetunion, die ein Vierteljahr später kollabierte.
Am Stufenbarren und am Boden ist die diplomierte Sportlehrerin nicht mehr ernsthaft aktiv, am Schwebebalken aber und insbesondere beim Sprung kann die phänomenale Athletin nach wie vor mit der Weltklasse mithalten. Der deutschen Cheftrainerin Ulla Koch jedenfalls gehen mittlerweile die Superlative für ihren einstigen Schützling aus: „Für das, was Oksana leistet, gibt es keine Worte mehr.“
Sollte „Chuso“ nur einigermaßen fit und konkurrenzfähig bleiben, muss sie sich um eine Olympia-Qualifikation auch keine Sorgen machen. Es gilt als ausgemachte Sache, dass der Weltverband FIG für die älteste Medaillengewinnerin bei olympischen Turnwettbewerben (Sprung-Silber mit 33 in Peking 2008) eine Wildcard bereithält.
Mit ihrer achten Olympiateilnahme binnen 26 Jahren zieht Chusovitina als deutsche Teilolympionikin auch mit Kanutin Josefa Idem gleich, die zwischen 1984 und 2012 zweimal für Deutschland und später für Italien zum Paddel griff. Rekordhalter ist Springreiter Ian Millar, der mittlerweile 71-Jährige sattelte zwischen 1972 und 2012 zehnmal für Kanada auf.
Dass es aber viel Wichtigeres als solche Bestmarken gibt, ist der eigentliche Grund dafür, dass es Chusovitina 2002 überhaupt nach Deutschland verschlug. Alisher erkrankte an Leukämie, Spezialisten an der Uniklinik Köln retteten sein Leben. Chusovitina: „Allein dafür werde ich den Deutschen immer dankbar sein.“