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Oktober 2024

Landessportbünde

„Integration ist gelungen, wenn es in der Kabine kein Thema ist – und genauso ist es in vielen Sportvereinen.“ Das bekräftigte LSB-Präsident Prof. Lutz Thieme am 17. September beim 13. Diskussionsforum des Landessportbundes unter dem Motto „Integration im Sport – ein Selbstläufer?! Eine kritische Betrachtung!“ vor 120 Zuhörern im Haus der Kulturen in Mainz-Weisenau.

Wie Thieme darlegte, gibt es für das Ausrufezeichen hinter dem Motto gute Gründe. Für das Fragezeichen aber auch. Welche Möglichkeiten haben Sportvereine eigentlich noch, Integration zu fördern und sie somit zum Selbstläufer zu machen? Welche Funktion kommt dabei den Sportverbänden zu? Was kann der LSB tun bzw. wie kann er Vereine unterstützen, um Integration zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen? An welcher Stelle sind Steuergelder am besten eingesetzt? „Wir haben eine Menge an Ausrufezeichen hinter die Aussage mit dem Selbstläufer zu machen“, resümierte Thieme. „Aber wir haben auch Gründe, uns zu vergewissern, ob das wirklich so ist und zu überlegen, an welchen Stellen wir Instrumente oder Maßnahmen einsetzen müssen, um noch besser zu werden.“

Die Referenten Prof. Dr. Anne Sophie Krossa vom Studiengang Migration und Integration der Katholischen Hochschule Mainz und Dr. Kristian Naglo vom Institut für Soziologie der Philipps-Universität Marburg gingen der Frage auf den Grund, inwiefern der Fußball als Integrationsfaktor angesehen werden kann. Das Wissenschaftler-Ehepaar beleuchtete „Integrationsideale und -realitäten in einem Sportangebot für Geflüchtete“. „Wir haben ein Fußballangebot für geflüchtete Kinder zwischen 6 und 18 Jahren im Mittelhessischen begleitet“, berichtete Kultursoziologe Naglo, selbst Spieler und Trainer in Deutschland sowie England, der von der Kreisliga D bis zur Dritten Liga aktiv war. Wichtig sei es, die Vereine zu fragen, welche Unterstützung sie im Einzelfall benötigen – und Probleme und Krisen offen anzusprechen.

„Das Ehrenamt mit Geflüchteten hat sich in letzter Zeit verändert – es ist oft auch schwieriges Arbeiten am komplexen Einzelfall“, urteilte Krossa. „Wir sehen eine Gefahr darin, dass die Erwartungen zu hoch werden, wenn man einfach sagt, dass Sport automatisch integriert.“ Dies bürde zum einen denjenigen, die mit Geflüchteten arbeiten, zu viel auf. Zum anderen werde dann die Leistung der engagierten Ehrenamtler („Die sind ganz schön belastet und herausgefordert“) nicht genügend gewürdigt.

Miguel Vicente, Landesbeauftragter für Integration, lobte das Programm „Integration durch Sport“ in hohen Tönen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, „wo wir stehen würden, wenn wir dieses Programm nicht schon so lange hätten“, sagte Vicente. Der Integrationsbeauftragte zeichnete die 27 Stützpunktvereine des Programms „Integration durch Sport“ aus, von denen elf in der Pfalz ansässig sind sowie jeweils acht in Rheinhessen und im Rheinland.

Geehrt wurden: ASV 1890 Pirmasens, AV 03 Speyer, Badmintonverein Kaiserslautern, FC Erlenbach, VfB Reichenbach, CJD Neustadt, TSG Haßloch, Fatihspor Kaiserslautern, VB Zweibrücken, TV Hinterweidenthal, JSV Speyer (alle Pfalz), ASV Koblenz-Karthause, Boxring Westerwald, Boxwolf Koblenz, CSV Andernach, CTG Koblenz, Faustkämpfer Idar-Oberstein, FSV Merkelbach, TV Baumbach (alle Rheinland) sowie Alisa Sport, Arc en Ciel, FC Ente Bagdad/SV Vitesse Mayence, MTV 1877 Bad Kreuznach, Mombacher TV, SC Lerchenberg, SVW Mainz und TSV Schott Mainz (alle Rheinhessen).

Quelle: www.lsb-rlp.de