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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Hamburg (SID) Erstmals in der Geschichte des Tor des Monats in der ARD-Sportschau hat ein Blindenfußballer gewonnen. Serdal Celebi vom FC St. Pauli wurde im September ausgezeichnet.

Serdal Celebi (Foto: DFB-Stiftung Sepp Herberger/Carsten Kobow) dribbelt, den Ball eng am Fuß, über den halben Platz. An der Strafraumgrenze lässt er noch einen Gegner ins Leere laufen und zieht dann ab. Die Kugel rauscht in den linken oberen Torwinkel. Ein historischer Treffer. Denn nun wurde Celebis wuchtiger Linksschuss im Finale der deutschen Blindenfußball-Meisterschaft zum Tor des Monats in der ARD-Sportschau gewählt – als erster Treffer eines Blindenfußballers in der Geschichte der prestigeträchtigen Auszeichnung.

„Ich freue mich riesig, das Tor des Monats für den Blindenfußball geschossen zu haben. Das ist historisch“, sagte Celebi. Der frühere deutsche Nationalspieler vom FC St. Pauli setzte sich in der Wahl zum Tor des Monats August gegen Kai Druschky (Chemie Leipzig), Jonas Meffert (Holstein Kiel), Marvin Plattenhardt (Hertha BSC) und Mike Frantz (SC Freiburg) durch.

Celebi war mit seinem Treffer im Endspiel gegen den MTV Stuttgart (1:2) als erster Blindenfußballer für die Auszeichnung nominiert worden. „Bis ich gehört habe, dass ich für das Tor des Monats nominiert worden bin, kannte ich die Aktion gar nicht“, sagte der 34-Jährige dem NDR.

Celebi ist Deutsch-Türke und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Durch eine Netzhautablösung erblindete er als Teenager vollständig. Zum Fußball kam er durch seine Arbeit als Physiotherapeut beim FC St. Pauli. Mit speziellen Dunkelbrillen jagen Celebi und seine Teamkollegen einem rasselnden Ball hinterher. Celebis größter sportlicher Erfolg ist der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit den Hamburgern im vergangenen Jahr.

„Eigentlich sollte man meinen, dass die ganze Welt Blindenfußball kennt. Aber so richtig Reichweite hat nur jetzt das Tor von Serdi generiert. Das ist der Wahnsinn“, sagte St. Paulis Trainer Wolf Schmidt dem NDR. Und so sieht sich Celebi nun als „Botschafter für meine Sportart. Ich hatte das Glück, dass ich das Tor geschossen habe, dass ich diese Geschichte geschrieben habe. Blindenfußball hat mehr Aufmerksamkeit verdient.“

Celebi, seit neun Monaten Vater eines Sohnes, möchte noch „drei, vier, fünf Jahre“ spielen. „Als alter Hase würde ich den Jungen gern eine gute Basis hinterlassen“, sagt der Hamburger. Nun freut er sich aber erstmal, auch bei der Wahl zum „Tor des Jahres“ dabei zu sein.

Rekordhalter der seit 1971 stattfindenden Monats-Abstimmung ist übrigens 2014er-Weltmeister Lukas Podolski mit zwölf Auszeichnungen.